Die Sperren zur Leidenschaft niederreißen

Theaterhaus Jena: Nick Hartnagel inszenierte Kleists »Penthesilea«

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Die Kleist-Tragödie in 24 Aufzügen ist unerhört bildkräftig und in den gezeigten Extremen dichterisch seinerzeit unerreicht. Deswegen fand sie Goethe befremdlich. Ihre Berichte kennen kein Halten. Schlachten finden in Versform statt: Athen gegen Troja und beider Heere wider das Amazonenheer der Penthesilea. Sie und Achill in Liebe entbrannt. Gefühlsstürme und tödliche Rachegelüste türmen sich und führen in die Katastrophe. Raumgreifend das Ritual des »Rosenfestes«, das gefangene Soldaten zwingt, den Amazonen Kinder zu machen, und die männlichen Babys dem Tode weiht. Jagdszenen blasen hinein mit Hunden, Pferden und Elefanten.

All das braucht die Jenaer Inszenierung unter dem 30-jährigen Nick Hartnagel freilich nicht. Die Bühne ist viel zu klein. Nicht mal die Helden Odysseus und Achill lassen sich sehen. Vielleicht nur Achill zuletzt, wenn er es denn ist, als Naivling mit Brille, als Kuriosum. Das Schwert schwingt er nicht, und für die ...


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