Nachrufe

  • Lesedauer: 2 Min.

Carl Manner

18. 7. 1929 - 19. 4. 2017

Knackig, frisch und nach dem Knack etwas staubig - so wird man den Namen in Erinnerung behalten. Fünf Schichten Waffeln, dazwischen Haselnuss-Kakaocreme - das brachte genug ein, um Skispringen zu sponsern. Seit Mittwoch muss das Bäckerei-Fließband ohne Carl Manner laufen, denn der starb mit 87 Jahren im Wiener Spital.

Als Bube besuchte er die Volksschule in Dornbach, unweit des Unternehmens in Wien-Hernals. Er machte 1947 Matura mit Auszeichnung, studierte, promovierte 1952 an der Wiener Uni in Mathematik und Physik - um dann als 24-Jähriger in das rosa Unternehmen einzutreten, das sein Großvater gegründet hatte.

1959 bekam der gläubige Katholik Prokura, wurde 1970 Vorstandsmitglied, später dessen Chef und wechselte 2008 in den Aufsichtsrat, dessen Vorsitz er bis zuletzt innehatte. Auch Manners Waffeln machten Österreich groß - weshalb der Firmenchef zum Träger des großen silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik wurde. Nun gehen zahlreichen Aktien des ungewöhnlichen Waffel-Patriarchen in eine Stiftung über - damit nicht nur das Backwerk dauerhaft frisch bleibt. hei

Bernd Fritz

12. 11. 1945 - 16. 4. 2017

Am 3. September 1988 leckte er sich ins kollektive Fernsehgedächtnis einer ganzen Republik. Unter dem Pseudonym Thomas Rautenberg - der Name eines befreundeten Grafikers - trat Bernd Fritz bei »Wetten, dass ..?« auf und machte dem Publikum weis, er könne die Farbe von Buntstiften mit der Zunge erkennen. Stift um Stift tastete er sich blindlings durch das Schreibwarenarsenal. Mal im Stile des Feinschmeckers (»Ein Ockerton!«) und manchmal professionell zweifelnd (»Nochmal nachschmecken«), die Wette aber gewann er locker. Noch am Ende der Sendung outete sich Fritz als Chefredakteur der Satirezeitschrift »Titanic«, drei Wochen später lüftete er dort das Geheimnis seines Erfolgs: Er konnte die Skibrille unbemerkt auf der Nase verschieben und sah darunter hindurch die Stifte.

Der studierte Naturwissenschaftler und Romanist war aber nicht nur ein Humorist in der Tradition der Neuen Frankfurter Schule. Im Magazin der »FAZ« betreute er jahrelang die Konsumtipps gewidmete Rubrik »Boulevard« und schrieb für die Zeitung nach Einstellung des Magazins 1999 weiterhin Artikel über Mode, Essen Reisen und Pflanzen. Seine letzten Jahre verbrachte Bernd Fritz in seinem Geburtsort Bechtheim (Rheinland-Pfalz), wo er jetzt freiwillig aus dem Leben schied. cba

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal