Doppelte Gewaltgefahr

Uwe Kalbe über die Kriminalitätsstatistik des Jahres 2016

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Ein diffuses Bedrohungsgefühl schürt seit langem Alarmstimmung gegenüber Flüchtlingen. Gesetzesverschärfungen antworteten bereits auf dieses Gefühl. Nun weist die Kriminalitätsstatistik tatsächlich eine Zunahme der Gewaltkriminalität aus den Reihen der Flüchtlinge im Jahr 2016 aus. Dennoch gibt es Grund, vor Panik zu warnen, die meist jene Menschen am heftigsten erfasst, die mit Ausländern am wenigsten zu tun haben.

Ein genauerer Blick zeigt, dass nicht Geflüchtete generell, sondern eine kleine Gruppe unter ihnen das Problem ist. Junge Männer sind als Urheber von Gewaltkriminalität überdurchschnittlich vertreten. Dies sind sie generell und weltweit, aber eben auch unter Flüchtlingen. Ihre Opfer dürfte das nicht beruhigen. Doch es erklärt wie die Tatsache, dass überdurchschnittlich häufig auch die Opfer dieser Delikte Geflüchtete sind, einen Teil der Ursachen: die Zustände in den Heimen, in denen Menschen über Monate dahinvegetierten. Auch wenn Gewalttäter kein Mitleid verdienen - eine Rechtfertigung für leichtfertige Abschiebungen oder für die nachträglich Begründung bereits vollzogener Gesetzesverschärfungen dürfen sie keinesfalls sein. Allein die Prüfung der individuellen Fluchtgründe darf für den Staat den Ausschlag geben. Abschiebung quasi als Prophylaxe gegen Gewaltkriminalität wäre genau das: Gewaltkriminalität.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal