Gucken ist erlaubt, Baden nicht

Bremen liegt an der Weser mit ihren zahlreichen Zuflüssen - und doch mangelt es an Plätzen, wo man legal ins Wasser gehen kann

  • Alice Bachmann, Bremen
  • Lesedauer: 3 Min.

Nachdem es im Vorjahr Beschwerden über zu kurze Öffnungszeiten der öffentlichen Freibäder gegeben hatte, tritt die Bremer Bädergesellschaft die Flucht nach vorn an: Ihr Flaggschiff, das Stadionbad, öffnet ab dem 1. Mai tagsüber durchgehend - ohne Rücksicht auf die Wetterlage.

Auf den ersten Blick scheint es paradox, dass die halbe Million Menschen in Bremen auf ein paar Freibäder fixiert ist, wo es doch an Gewässern gewiss nicht fehlt: Die Hansestadt hat zehn Badeseen und längst nicht nur einen Fluss. Neben der Weser durchströmen die Stadt noch die Lesum, die Ochtum, die Wümme, die kleine Weser und deren Nebenarme.

An der Weser entstehen zudem zunehmend Strandflächen. Gerade ist eine weitere in Planung, riesig und teuer, aus Bundesmitteln finanziert: Im innerstädtisch gelegenen ehemaligen Überseehafen müssen die verbliebenen Hafenanlagen auf den neuesten Stand des Hochwasserschutzes gebracht werden. Das will die Baubehörde mit der Errichtung einer idyllischen Strandlandschaft am Ende eines Wendebeckens verbinden.

Eine große Strandfläche soll es werden, üppige Begrünung, womöglich sogar mit Palmen, dazu noch eine Wasserspiellandschaft für Kinder. Letztere soll allerdings nicht am Strand liegen, sondern am anderen Ende der »Oase«. Denn: In der Weser ist Baden verboten, weil sie eine Bundeswasserstraße ist!

Tatsächlich gibt es in ganz Bremen nur einen einzigen kleinen Weserstrand, an dem Baden erlaubt ist, und zwar neben dem Anleger der Sielwall-Fähre, die die Altstadt mit der Neustadt verbindet. An den bereits entstandenen Strandgebieten am Weserufer, die dem neu geplanten Strand ähneln, nur nicht ganz so pompös daher kommen, ist auch nur Gucken erlaubt - nicht aber das Baden.

Doch selbst wenn die Weser keine Bundeswasserstraße wäre, würde sich an ihrem Ufer in Bremen wohl kaum ein Plätzchen finden, an dem Planschen nicht verboten ist. Die Gesetzeslage, was das Baden in fließenden Gewässern angeht, ist ziemlich restriktiv, so dass auch ein Ausweichen auf einen der anderen Bremer Flüsse nicht allzu viele legale Badeplätze ergibt. So ist 100 Meter vor und hinter Flusseinmündungen das Baden verboten. Was bei den vielen Bremer Flüssen mit ihren zahlreichen Nebenarmen die potenziellen Bade-Kilometer stark einschränkt. Die 100 Meter-Bade-Bannmeile gilt auch vor und hinter Brücken, Wehren, Hafeneinfahrten, Sperrwerken und Schleusen. Allein in der Bremer Innenstadt gibt es sechs Weser-Brücken, die kleineren Flüsse werden von einer Vielzahl von Brücken überspannt. Dazu kommt das ebenso riesige wie imposante Weserwehr mit einer modernen Schleusenanlage, die kleineren Flüsse haben massenweise Sperrwerke, Wehre und Schleusen. Allein schon um den Druck aus dem Gewässersystem nehmen zu können, wenn die Sturmflut von der Nordsee in die Weser drückt.

Zudem darf 50 Meter vor und hinter Lade- und Löschplätzen, Schiffsanlegestellen, Fährstellen und Schiffswerften nicht im Fluss gebadet werden. Ebenso nicht in der Nähe von Baggerliegeplätzen, Molen und Pegelmessstellen.

Dennoch: Bremen wird beworben als die Stadt am Fluss, was leben und arbeiten an der Weser bedeutet. Das wiederum zeigt sich in vielen Umschlagplätzen, Werften und Anlegestellen. Wassersport im Boot gehört schon zu den »Nationalsportarten« Bremens.

Neben den Großwerften gibt es jede Menge kleinere, die sich spezialisiert haben, zum Beispiel auf Yachten. Denn im kleinsten Bundesland, das nicht nur die rote Laterne in Sachen Armut trägt, sondern auch Platz zwei bei der Millionärsdichte einnimmt, gibt es durchaus Kundschaft für erlesene Boote.

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