UNO verlängert Mandat für die Westsahara

Neuer Anlauf zur Lösung des lange andauernden Konflikts zwischen Marokko und der Frente Polisario

  • Heinz Krieger, Valencia
  • Lesedauer: 2 Min.

Guerguerat ist ein Wüstendorf mit drei Dutzend Bewohnern. Es liegt am Südende der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara an der Grenze zu Mauretanien. Es wurde in den vergangenen Jahren zum Symbol der Auseinandersetzung zwischen Marokko und der von Algerien unterstützten Frente Polisario. Die beansprucht die ehemalige spanische Kolonie Westsahara für sich und hat dort kurzerhand die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) ausgerufen. In Guerguerat standen sich Truppen Marokkos, das die Westsahara als seine Südprovinz ansieht, und der Polisario gegenüber - trotz vereinbarten Waffenstillstands. Marokko hat seine dort stationierten Truppen schon im Februar abgezogen. Jetzt rückte die Polisario ab und es sind allein Einheiten der UN-Mission MINURSO zu sehen.

Das Mandat der UN-Mission, die das überfällige Referendum der westsaharischen Bevölkerung über ihre Zukunft als eigener Staat oder Teil Marokkos durchsetzen soll, wurde vom UN-Sicherheitsrat jetzt bis zum 30. April 2018 verlängert. Einstimmig. Die Resolution war von den USA vorbereitet und von Russland, Frankreich und Großbritannien unterstützt worden. Jetzt soll ein neuer Anlauf zur Lösung des lange andauernden Konflikts unternommen werden.

Nachdem der Westsahara-Beauftragte der UN, der Amerikaner Christopher Ross, nach achtjährigem vergeblich gebliebenem Bemühen im März zurückgetreten ist, wird ein neuer UN-Unterhändler gesucht.

Bis 1975 war die Westsahara Kolonie Spaniens. Als Diktator Francisco Franco schwer erkrankte und sich das Ende seiner Herrschaft abzeichnete, begannen sich die Spanier zurückzuziehen. Franco starb am 20. November 1975. Doch Marokkos König Hassan II. wollte nicht so lange warten. Im Oktober 1975 kündigte er an, 350 000 unbewaffnete Zivilisten auf einen »Friedensmarsch« in die Westsahara schicken zu wollen. Marokkanisches Militär drang in das Grenzgebiet der spanischen Kolonie ein. Konflikte gab es keine, die Spanier zogen sich zurück. Am 6. November begann der »Grüne Marsch«. Es wurden nur 200 000 Menschen, die sich unter wehenden grünen Fahnen auf den Weg machten. Sie marschierten auch nur wenige Kilometer tief und nur für wenige Tage in die spanische Kolonie ein.

Dennoch begannen sofort hektische Verhandlungen. Am 14. November 1975 erklärte sich Spanien im Vertrag von Madrid bereit, Marokko und Mauretanien bis zum Ende der Kolonialherrschaft an der Verwaltung zu beteiligen. Marokko sollte zwei Drittel des Gebiets, Mauretanien ein Drittel im Süden bekommen. Ein Mitspieler saß nicht am Verhandlungstisch: die 1973 gegründete Polisario, spanisch Frente Polisario. Die bestand auf Unabhängigkeit. Erst 1991 folgte der Waffenstillstand mit Marokko. Seitdem bemüht sich die UNO um eine Verhandlungslösung.

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