Vor jedem Ja steht ein Nein

Auf der Suche nach Alternativen zum Kapitalismus: Anne Schindler über das erste Jahr der linken Wirtschaftszeitung »OXI«

  • Anne Schindler
  • Lesedauer: 3 Min.

Erinnern Sie sich? Im Sommer 2015 stimmten die GriechInnen nicht nur über die von der »Troika« verlangten »Reformen« ab. Beim OXI-Referendum ging es um mehr - um ein »Nein« zu einer ganz bestimmten Art des Wirtschaftens, zu einer auf Austerität zielenden neoliberalen Politik der Europäischen Union. Die GriechInnen stimmten gegen weitere Kürzungen, gegen den weiteren Abbau ihres Sozialstaats. Sie votierten zugleich für eine Alternative - die zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht klar formuliert war.

Auch die Redaktion der Monatszeitung »OXI«, die an jedem ersten Samstag im Monat kostenlos dem »nd« beiliegt, treibt das Nein zu einer neoliberalen Wirtschaftspolitik an, die Krisen hervorbringt, Ungleichheit fördert und einen immer größeren Teil der Menschen in prekäre Beschäftigung oder ganz aus dem Arbeitsleben drängt.

Ob zum G20-Gipfel oder vor einer Landtagswahl, ob in theoretischen Debatten der pluralen Linken oder bei der Analyse globaler Verhältnisse: Wer das Nein zu einer Wirtschaftsform formuliert, muss auch wissen, warum. Die OXI-Redaktion hat sich deshalb der Aufklärung verschrieben. Nicht nur nach außen den LeserInnen, sondern auch nach innen, den eigenen Denkprozessen gegenüber. Aufklärung steht für »OXI« am Anfang eines jeden Neins. Denn nur wer versteht, kann darüber hinaus denken und Alternativen entwickeln, finden und umsetzen.

Wer dieses Nein zu formulieren vermag, kann am Ende auch zu einem Ja kommen - und von dort aus über Alternativen weiterdenken. So entstand auch »OXI«, die Monatszeitung. Sie ist ein kollektiver Versuch, Ökonomie von einem linken Standpunkt zu analysieren und neu zu denken. Als Alternative zu gängigen Wirtschaftsblättern, die allenfalls danach fragen, wie die Gesellschaft »der Wirtschaft« dienen kann, beschäftigt sich OXI ganz bewusst damit, wie Wirtschaft für die Gesellschaft funktionieren könnte, was dazu an grundlegenden Veränderungen nötig ist - sowohl in der Ökonomie als auch in der Politik. Hier und weltweit.

Mit der Umsetzung eines alternativen Ansatzes hat die OXI-Redaktion auch bei sich selbst begonnen - mit der Gründung der common verlagsgenossenschaft. Eine alternative Unternehmensform im Kapitalismus erschien uns am besten geeignet, die ökonomischen Alternativen, die in der Zeitung aufgezeigt werden, auch selbst erfahrbar zu machen.

Von Lobbyismus an Schulen über die Debatten zum Postkapitalismus, von der Entwicklung künstlicher Intelligenz über die Rolle von Frauen in der Wirtschaft - »OXI« widmet sich aus ganz verschiedenen Perspektiven der ökonomischen Sphäre. Ohne den Bezug zum Hier und Jetzt zu verlieren. Die Liste der Themen, die wir noch nicht bearbeitet haben, ist natürlich immer noch lang. Wir werden künftig noch stärker die europäische, die globale Ebene in den Blick nehmen. Und ja: Auch uns bewegen drängende Fragen, zu denen wir noch keine Antwort gefunden haben.

Die OXI-Redaktion hat sich zunächst ein Jahr gegeben, um die Monatszeitung und den dazugehörigen oxiblog.de bekannt zu machen. Dieses Jahr ist bald um. Ins laufende Geschäft geworfen und mit knappen Ressourcen ausgestattet, legen wir nunmehr bereits die achte Ausgabe vor. Und ja: Wir wollen noch mehr AbonnentInnen und LeserInnen.

Sie konnten die Entwicklung von »OXI« mit den vergangenen Ausgaben miterleben. Einige der Veränderungen, die wir in unserem ersten Jahr vorgenommen haben, mögen Ihnen gleich aufgefallen sein. Andere erkennt man vielleicht nicht auf den ersten Blick. Aber wir machen »OXI« nicht allein für uns, sondern für die LeserInnen. Deshalb interessiert uns, was Sie zu »OXI« sagen. Eine gute Zeitung kann nur dann noch besser werden, wenn sie kritisches Feedback bekommt.

Also: Melden Sie sich, sagen Sie uns Ihre Meinung - unter kontakt@oxiblog.de oder per Brief an common verlagsgenossenschaft e.G., Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin.

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