Warten auf den Superstar

Leon Draisaitl ist mit Edmonton in den Playoff-Aus der NHL ausgeschieden und ist nun der Hoffnungsträger für das deutsche Eishockeyteam

  • Carsten Lappe, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach dem erhofften Schlüsselmoment beim Zittersieg gegen die Slowakei setzt der Deutsche Eishockey-Bund auf Leon Draisaitl als Garanten für ein erneutes WM-Märchen. Der DEB versucht vor dem nächsten Gruppenspiel am Freitag gegen Dänemark alles, um den Weltklassespieler der Edmonton Oilers so schnell wie möglich in dessen Heimatstadt Köln zu holen. »Wir arbeiten daran. Ich bin positiv gestimmt«, sagte DEB-Präsident Franz Reindl am Donnerstag.

In der Nacht zuvor war der in dieser Saison zum Superstar aufgestiegene Draisaitl in den NHL-Playoffs mit den Oilers ausgeschieden. Schon wenig später nahm er Kontakt zu Bundestrainer Marco Sturm auf. »Er will kommen«, berichtete Sturm nach dem Training am Mittag in Köln. »Leon ist halt ein Kölner. Das ist seine Stadt. Er will hier noch unbedingt spielen.«

Am Freitag gegen die Dänen muss das Team noch ohne ihren Superstar auskommen, doch danach soll Draisaitl der entscheidende Faktor auf dem Weg ins Viertelfinale werden. »Das wäre sehr, sehr wichtig für uns. Er ist der beste Eishockeyspieler, den wir in Deutschland haben«, sagte Verteidiger Dennis Seidenberg von den New York Islanders zur möglichen dritten WM-Teilnahme Draisaitls.

Kurzfristig müssen nun letzte Formalien geklärt werden. Der bisherige Vertrag des 21-Jährigen bei den Oilers ist ausgelaufen. Ein neuer zu erheblichen Bezügen wird gerade verhandelt. Für den Fall einer Verletzung bei der WM muss der DEB nun eine Versicherung besorgen. Das ist Chefsache. »Franz (Reindl) ist derjenige, der das Geld aufbringen muss«, sagte Sturm.

Die Oilers und Draisaitl müssen dem Angebot nun zustimmen. »Das geht schnell. Wir sind natürlich vorbereitet und arbeiten mit Hockdruck dran«, sagte DEB-Chef Reindl. »Vielleicht könnte er morgen schon fliegen«, meinte Sturm am Donnerstag. Damit wäre ein Einsatz Draisaitls am Samstag gegen Italien vielleicht sogar schon möglich.

Ob zudem Torhüter Philip Grubauer von den Washington Capitals nach deren Playoff-Aus gegen Pittsburgh nachreist, hängt von Thomas Greiss ab. »Er ist noch leicht angeschlagen. Er soll jetzt erst mal einen freien Tag nutzen«, sagte Sturm über seinen Keeper, der offiziell wegen einer leichten Verletzung beim 3:2 nach Penaltyschießen am Mittwoch gegen die Slowakei frühzeitig vom Eis genommen worden war.

Der Zittersieg nach lange schwacher Vorstellung im ersten Schlüsselspiel soll zu einer Art Initialzündung werden. »Der Anfang ist jetzt gemacht«, frohlockte Sturm. »Auch wenn wir wissen, dass wir besser spielen müssen. Aber so ein Spiel muss man erst mal gewinnen. Man hat direkt danach gesehen: Die Jungs waren sofort gelassener und lockerer.«

NHL-Verteidiger Seidenberg bestätigte dies. »Die Erleichterung war sehr groß, weil wir sehr schlecht angefangen haben«, sagte der 35-Jährige. »Das war ein sehr wichtiger Sieg, jetzt geht es weiter.«

Zusammen mit seinen Teamkameraden bekam Seidenberg den Donnerstagnachmittag zur freien Verfügung. Vor den nächsten Spielen, die Deutschland wieder unbedingt gewinnen muss, soll die Lockerheit zurück in die Köpfe. In Sachen Zuversicht soll auch das Kommen von Draisaitl helfen. »Wir haben das natürlich zur Kenntnis genommen«, sagte Torjäger Patrick Reimer über das Playoff-Aus von Draisaitl. »Wir lassen das jetzt einfach auf uns zukommen.« dpa/nd

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