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Zeigen, wie der Hase läuft

Für Polizeieinsätze müssen die Fußballvereine finanziell aufkommen, meint Christian Klemm

Fährt man auf der Autobahn an den Häuserblöcken in Bremen-Tenever vorbei, hat man schon eine Ahnung, mit welchen Problemen dieser Stadtteil in jüngster Vergangenheit zu kämpfen hatte: Marode Schulen, Arbeitslosigkeit, sanierungsbedürftige Häuser, Kriminalität. Tenever galt als ein »Problemviertel«. Den Ausspruch »Die Bagger sollten die Betonblöcke einfach zusammenschieben!«, hörte man in den 1990er Jahren öfter. Vieles hat sich gewandelt, ist besser geworden. Bisweilen gilt Tenever sogar als ein »Vorzeigeprojekt« städtischer Infrastruktur.

Lesen sie zu diesem Thema auch: »Keine öffentliche Sicherheit auf Rechnung«

Das alles hat viel Geld gekostet. Geld, das an der Weser nicht auf der Straße liegt. Ganz im Gegenteil: Bremen ist mit dem Saarland das ärmste Bundesland. Der Schuldenberg war 2015 auf 25,3 Milliarden Euro gewachsen. Angesichts dessen ist es unverantwortlich, wenn die Stadt die Rechnung für die Sicherheit der Heimspiele des SV Werder übernehmen muss. Deshalb wäre es begrüßenswert gewesen, wenn das Bremer Verwaltungsgericht der DFL-Klage auf Rücknahme des Gebührenbescheids nicht stattgeben hätte, den die Stadt ihr hat zukommen lassen.

Ähnlich wie an der Weser ist die Situation im Ruhrgebiet. Dort streiten sich für gewöhnlich Borussia Dortmund und Schalke 04 um die Europapokalplätze samt zugehörigen Zusatzeinnahmen - während die Stadtkämmerer vor der Entscheidung stehen, welche Schwimmbäder und Bibliotheken sie als nächstes dichtmachen müssen. Wenn beide Vereine aufeinandertreffen, dann ist ein Großaufgebot der Polizei vonnöten, damit die Fangruppen keine Katastrophe anrichten. Die Rechnung müssen wieder einmal die Städte begleichen. Dabei könnten die Vereine das Geld für die Sicherheitsvorkehrungen aufbringen - ohne, dass es große Löcher in ihre Millionenetats reißen würde. Doch sie tun das, was Unternehmen machen: Die Kosten so zu minimieren, dass ihnen am Ende der maximale Ertrag bleibt. Und genau das ist die Krux: Fußballvereine im Profibereich sind Wirtschaftskonzerne. Und denen muss man im real existierenden Kapitalismus zeigen, wie der Hase läuft.

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