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Auf zu neuen Horizonten

Alexander Gerst fliegt im nächsten Jahr zum zweiten Mal ins Weltall

  • Christoph Driessen, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Nur noch hundert Jahre bleiben der Menschheit, dann muss sie ihren Heimatplaneten verlassen: Mit dieser dramatischen Warnung machte Stephen Hawking kürzlich Schlagzeilen. Klimawandel, Asteroideneinschläge, Epidemien und Bevölkerungswachstum könnten den Umzug nach Einschätzung des englischen Astrophysikers unvermeidlich machen.

Das sieht Alexander Gerst (41) ganz anders. Zwar hält auch er den Klimawandel für eine große Bedrohung, doch er ist überzeugt, dass eine Auswanderung der Menschheit Science Fiction ist: »Es geht darum, dass wir lernen, wie wir unseren Planeten erhalten. Es gibt keinen Planeten B.«

Nächstes Jahr soll Alexander Gerst zu seiner zweiten Weltraummission aufbrechen - der Name: »Horizons«. Den Horizont immer wieder zu erweitern, sei natürlich das Ziel aller Raumfahrt, sagt er. »Noch weiter rauszufliegen. Was wir dort finden, ist völlig unbekannt.« Das klingt nach »Star Trek« (Raumschiff Enterprise): »to boldly go where no man has gone before« - mutig dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch gewesen ist.

Aber es sind fast die einzigen Sätze, die sich Gerst am Montag bei einer Pressekonferenz im Europäischen Astronautenzentrum in Köln in dieser Richtung erlaubt. Viel mehr redet er über die Segnungen der Raumfahrt für den ganz normalen Erdenbürger. Auf die Frage, welche Experimente auf der Raumstation ihm die liebsten sind, sagt er: »Ich finde vor allem solche Versuche interessant, die uns wirklich Vorteile bringen auf der Erde.«

Auch du brauchst die Raumfahrt! Das ist seit vielen Jahren eine Hauptbotschaft der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA). Und das ist nur überzeugend, wenn die Experimente tatsächlich handfeste Vorteile etwa in Form von neuen Medikamenten bringen. Im Mittelpunkt des neuen Missionslogos steht denn auch kein Raumschiff, sondern ein menschliches Profil. Das alles ist ziemlich gut abgestimmt auf »Astro-Alex«, einen Sympathieträger, wie ihn die Raumfahrt lange nicht gehabt hat. Mit seinen sehr persönlichen Facebook- und Twitterbeiträgen aus dem All bewegte er während seiner ersten Mission 2014 auch viele Menschen, deren Herz nicht automatisch höher schlägt, wenn sie Galaxien oder den Abdruck eines Astronautenfußes im Mondstaub sehen.

Nächstes Jahr dürfte Gerst wieder aus dem All zwitschern - unter anderem will der UNICEF-Botschafter dazu aufrufen, die Erde zu einem besseren Ort speziell für Kinder und Jugendliche zu machen. Dabei wird er sich seine Zeit im All noch besser einteilen müssen als 2014, denn in den letzten drei Monaten seiner Mission ist er auch als Kommandant der ISS vorgesehen. Dabei gehe es nicht darum, viel herumzukommandieren, stellte er am Montag klar. Schließlich bewege er sich da oben unter Profis und Freunden. Man ist zwar irgendwo ein Überflieger. Aber man darf auf keinen Fall den Bodenkontakt verlieren.

Mit an Bord soll Alexander Gerst eine silbrig glänzende kleine Kapsel nehmen. Sie wurde von Auszubildenden des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig hergestellt und enthält unter anderem einen Datenträger, auf dem die Wünsche von Schülern aus ganz Deutschland für die Zukunft gespeichert sind. Nach Gersts Rückkehr von der ISS soll die Zeitkapsel dem »Haus der Geschichte« in Bonn übergeben werden. Das Museum wird sie bis zum Jahr 2068 verschlossen aufbewahren - erst 50 Jahre nach der »Horizons«-Mission soll sie geöffnet werden. dpa/nd

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