nd-aktuell.de / 02.06.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 20

Niederländische »Klompenmaker« kämpfen ums Überleben

Im ganzen Land sind nur noch rund 30 Holzschuhmacher aktiv

Maude Brulard, Aarle-Rixtel

Noch vor einigen Jahrzehnten gab es Tausende, jetzt sind noch 30 übrig: Niederländische Holzschuhmacher, die wie Windmühlen und Tulpen die holländische Identität prägen. Während die »Klompen« heute oft als Garten- oder Kühlschrankdeko enden, wollen die »Klompenmaker« ihr sterbendes Handwerk retten.

Nicole van Aarle ist in fünfter Generation Holzschuhmacherin und mit 40 Jahren eine der Jüngsten. Die Wände ihrer Werkstatt in Aarle-Rixtel im Süden der Niederlande sind mit Klompen aller Formen und Größen geschmückt. Mit einem löffelähnlichen Werkzeug höhlt sie ein Stück Weidenholz aus. »Ich arbeite hier, sobald ich Zeit habe«, erzählt sie. »Abends, am Wochenende, wenn ich die Kinder zur Schule gebracht habe. Aber nur vom Holzschuhmachen kann ich nicht leben.« Dass die meisten Holzschuhmacher schon im Rentenalter sind, ist für Pieter van Rooji vom Zentrum für Niederländisches Kulturerbe eine »sehr beunruhigende Situation«. »Die Erhaltung dieses Handwerks ist schon lange überfällig, wir müssen dafür sorgen, dass es an künftige Generationen weiter gegeben wird. Sonst verlieren wir das Know-how für diese niederländische Tradition.«

Obwohl hölzerne Clogs auch in Frankreich oder Großbritannien seit Jahrhunderten hergestellt werden, sind sie vor allem in den Niederlanden ein identitätsstiftendes Symbol. Aus einem Holzklotz gefertigt sind sie »warm, trocken und nicht sehr teuer«, sagt Jack van der Voort, Präsident eines Verbandes zur Rettung der Holzschuhe. »Und Sie können die Form des Schuhs Ihrem Job anpassen, dem Untergrund und der Gegend.«

Bis zum Zweiten Weltkrieg waren sie daher erste Wahl für die meisten Niederländer. Leider sei die Tradition heute »fast tot«, sagt Van der Voort. Rund 40 Holzschuhmacher gebe es noch in ganz Europa. 300 000 Holzschuhe würden hier jährlich von Hand oder Maschinen gefertigt, rund ein Drittel von Touristen gekauft. »Es ist wie Pommes in Belgien oder Wurst in Deutschland, wir müssen das bewahren«, sagt van Aarle. »Pommes will natürlich jeder essen, also geht das. Aber in Clogs zu laufen ist schwierig, deshalb ist das komplizierter.« Zusammen begannen sie mit der Organisation von Märkten, Festivals und sogar einer Holzschuhmacher-Meisterschaft zur Rettung ihres Handwerks: »Das Interesse ist da, die Leute beginnen sich wieder für ihre Traditionen zu interessieren«, sagt Van der Voort. Manche nutzten die Klompen nun für Musikfestivals, erzählt Van Aarle lachend: »Sie schützen vor Schlamm, sie lassen sich schnell vor dem Zelt ausziehen, und beim Konzert tritt einem keiner auf die Zehen.«

Die 40-Jährige wuchs mit dem Handwerk auf: »In meiner Kindheit habe ich meinem Vater zugesehen, als ich 18 oder 19 war, wollte ich das lernen.« Der sah keinen Sinn darin, seiner Tochter ein Handwerk ohne Zukunft zu lehren, ließ sich aber doch darauf ein. Jetzt schaut der 66-jährige Harrie täglich in der Werkstatt vorbei. »Wir versuchen, kreativ zu sein, machen extra Absätze oder Bemalung, entwerfen Clogs für Geburten oder Geburtstage.« Ob ihre zwei Söhne die Familientradition weiterführen? »Das würde mich natürlich sehr stolz machen. Aber es ist ein schwieriger Job, ich würde sie nie dazu zwingen«, sagte van Aarle. AFP/nd