Breitbarts Absturz

Rechte Nachrichtenseite in den USA verliert immer mehr Leser / Skandale der Regierung-Trump sind ein Grund

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 3 Min.

Donald Trump hat seinen Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen im November vergangenen Jahres zwei Medien zu verdanken: Twitter und Breitbart. Gut, der Kurznachrichtendienst kann selbst wenig dafür, dass Trump jeden Halb- und Viertelgedanken, der ihm morgens vor dem Frühstück durch den Kopf geht, auf 140 Zeichen auswalzt und der Welt verkündet; Twitter ist nur das Medium, über das Trump Wahlkampf gemacht hat.

Mit Trump in einem Boot saß dagegen die rechtsextreme Meinungs- und Nachrichtenplattform Breitbart. Nach der Wahl stiegen die Zugriffszahlen auf die Plattform rasant an. In einem US-Medienranking lag Breitbart kurzzeitig auf Platz 34, Anfang 2017 immerhin noch auf dem 45. Platz und damit vor der »Huffington Post« (Platz 50) und der »Washington Post« (Platz 53). Breitbart-Chef Larry Solov war sich sicher, dass der Erfolg seiner Plattform anhalten wird. »Wir haben eine riesige und tief mit uns verwurzelte Leserschaft versammelt, die wird uns auch dann treu bleiben, wenn bei anderen das Interesse nachlassen wird«, sagte er im November 2016. Auch ein deutschsprachiger Ableger der Seite war geplant.

Ein halbes Jahr später ist von der Herrlichkeit nicht mehr viel übrig geblieben. Laut der Webtraffic-Ranking-Seite Alexa.com, die zu Beginn dieser Woche neue Besucherzahlen veröffentlichte, stürzte Breitbart im April auf 10,7 Millionen Nutzer ab, verlor damit seit Beginn dieses Jahres mehr als die Hälfte seiner Leser. Die Plattform rangiert jetzt auf dem 281. Platz. Im gleichen Zeitraum gewann die »Washington Post«, die sich schon im Wahlkampf gegen Trump gestellt hatte und seit Beginn von dessen Präsidentschaft offen auf Anti-Trump-Kurs ist, viele Leser dazu und liegt jetzt auf Platz 41.

Beim Kabelsender Foxnews - jahrelang das Flaggschiff des rechten Journalismus in den USA - ist ein Abwärtstrend spürbar. Anfang Mai lagen die Einschaltquoten hinter denen von CNN und MSNBC. Erstmals seit 17 Jahren rangierte der Sender damit hinter den beiden anderen großen Nachrichten-TV-Kanälen der USA. Auch andere, kleinere Kanäle und Internetseiten mit rechter Agenda kämpfen mit sinkendem Nutzerinteresse.

Auf deutschlandfunknova.de führt die Journalistin Martina Schulte den Absturz der rechten Medien in den USA darauf zurück, dass Trump die Erwartungen seiner Anhänger nicht erfüllen konnte. Der rasante Niedergang des Breitbart-Traffic beginne »interessanterweise rund um den 30. April, also genau dem Zeitpunkt, an dem Trump 100 Tage im Amt war«. Auf sueddeutsche.de nennt Schultes Kollege Jürgen Schmieder noch einen anderen Grund. Schuld am Niedergang von Breitbart und an der Krise bei Foxnews seien auch die »zahlreichen internen Skandale«. So musste Bill O’Reilly, einer der Starmoderatoren von Foxnews, im April den Sender verlassen, nachdem Vorwürfe sexueller Belästigung gegen ihn bekannt geworden waren und zahlreiche Firmen daraufhin ihre Werbebuchungen zurückgezogen hatten. Bei Breitbart erwischte es Milo Yiannopoulos, nachdem eine Aufnahme publik wurde, in der er Pädophilie verharmloste.

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