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Im Bahnhof rollt es - auf Treppen

Laut täglicher 8-Uhr-Meldung funktionierten zuletzt 98 Prozent der Rolltreppen

Der nach der Wende als gigantischer Einkaufstempel mit Gleisanschluss entworfene Potsdamer Hauptbahnhof ist auch in seiner abgespeckten Variante eine Fehlplanung. Das zeigt sich, wenn Regionalzüge und S-Bahnen aus Berlin eintreffen und sich Studenten, Berufspendler und Touristen auf den Bahnsteigen vor der schmalen Rolltreppe stauen. Wenn diese Rolltreppe dann auch noch ausfällt, sieht es ganz düster aus. Eine solche Havarie ereignet sich hier häufiger als sonst im Schnitt auf den Bahnhöfen in Berlin und Brandenburg. Doch eine gewisse Verbesserung steht in Aussicht.

Darüber informierte am Mittwoch Friedemann Keßler, bei der DB Station & Service verantwortlich für alle Bahnhöfe in der Hauptstadtregion. Problem sei bisher gewesen, dass der Deutschen Bahn am Potsdamer Hauptbahnhof nur die Gleise gehörten und schon die Grundstücke der Rolltreppen nicht in ihrem Eigentum gewesen sind. Das sei nun aber geändert worden und man werde die Rolltreppen und Aufzüge erneuern. Die Aufzüge in Hennigsdorf sollen übrigens ebenfalls noch im Jahr 2017 neu gemacht werden.

Im Moment laufen täglich 97 bis 98 Prozent der Rolltreppen auf den Bahnhöfen in Berlin und Brandenburg einwandfrei. Allerdings beruhen diese Daten auf einer sogenannten 8-Uhr-Meldung. Es könne also sein, dass eine Rolltreppe später am Tage ausfällt, womöglich bereits um 8.30 Uhr, bedauerte Keßler. Allerdings sei dies nicht mehr so dramatisch wie früher, wo defekte Rolltreppen zuweilen wochenlang still standen, weil für die Reparatur ein Ersatzteil fehlte. An einer sensiblen Stelle wie dem Bahnhof Berlin-Friedrichstraße lagere inzwischen ein immerhin 10 000 Euro teures Ersatzgetriebe vorsorglich im Keller. Es reiche aus, dass ein Reisender eine Schraube fallen lässt, und schon funktioniere eine Rolltreppe unter Umständen nicht mehr, beschrieb Keßler das Problem.

Er konnte aber eine messbare Verbesserung melden: Früher habe sich die Bahn eine Verfügbarkeit von 95 Prozent der Rolltreppen zum Ziel gesetzt und teilweise - so etwa im Jahr 2013 - nur knapp über 90 Prozent erreicht. Nun seien 97 Prozent angepeilt und man habe sich zuletzt um die 98 Prozent bewegt. Wie es dazu kam? »Der Börsengang ist abgesagt und für die Deutsche Bahn steht jetzt nicht mehr allein die Wirtschaftlichkeit, sondern die Kundenzufriedenheit im Fokus«, sagte Keßler.

Bis 2021 sollen 104 Millionen Euro in brandenburgische Bahnstationen investiert werden. Neben dem dicksten Brocken, dem bereits laufenden Umbau des Cottbuser Hauptbahnhofs, sind umfangreiche Baumaßnahmen etwa auch für Velten, Fürstenberg/Havel und Eisenhüttenstadt in Vorbereitung. Im Gespräch ist ein ganzes Paket von Investitionen. Das Land wolle sich mit erheblichen finanziellen Mitteln beteiligen. Doch darüber soll konkreter erst nach Abschluss der Verhandlungen in der zweiten Jahreshälfte oder spätestens Anfang 2018 informiert werden.

Eines der vielen Ärgernisse im Bundesland ist ein Bahnsteig am Bahnhof Falkenberg/Elster, der nur über eine wackelige Treppe zu erreichen ist. Dieser Zustand soll jedoch nicht von Dauer sein. Ein Aufzug ist im Vertrauen bereits versprochen worden. Generell möchte Station & Service alle Bahnhöfe in Brandenburg in einem ersten Schritt stufenfrei machen, perspektivisch sogar gänzlich barrierefrei. Auf einen exakten Zeithorizont dafür will sich Keßler aber gegenwärtig noch nicht festnageln lassen.

In Berlin sollen bis 2021 mehr als 560 Millionen Euro in die Bahnhöfe fließen. In den Genuss des Geldes werden S-Bahnhöfe wie Friedrichsfelde-Ost, Schönhauser Allee, Marzahn und Nöldnerplatz kommen. Vorgesehen sind Malerarbeiten, Rampen und Fußgängerbrücken sowie die Entfernung von Graffitis.

Um für mehr Sauberkeit zu sorgen, führte die Bahn Mitte Februar eine spezielle App ein. Per Smartphone können Reisende Verschmutzungen melden, die dann umgehend beseitigt werden. 300 Meldungen sind bislang eingegangen. 45 Prozent entfielen auf den Berliner Hauptbahnhof, 35 Prozent auf den Bahnhof Berlin-Südkreuz.

Die meisten Meldungen erfolgen nachmittags. Keßler erklärt sich das damit, dass die Grundreinigung nachts erfolgt und die Sauberkeit im Laufe des Tages nachlässt, wenn nur einige Trupps zum Kehren und zum Leeren der Mülleimer unterwegs sind. Immerhin habe die Bahn mit den Reinigungsfirmen keine Pauschalverträge mehr und könne steuernd eingreifen nach dem Motto: »Hier mal heute nicht putzen, dafür dort, denn da ist es dringender.«

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