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Das Geheimnis des Kreideseglers

Mecklenburg-Vorpommern: Meeresarchäologie ist vor allem Sache von Ehrenamtlern

  • Lesedauer: 2 Min.

Kühlungsborn. Es weht eine steife Brise aus Nordwest auf der Ostsee vor Kühlungsborn in Mecklenburg-Vorpommern. Das Forschungsschiff »Goor II« schaukelt auf den Wellen. Der ehemalige 16-Meter-Fischkutter ist auf dem Weg zum Wrack eines Holzseglers, der einst vor dem Küstenort sank.

An Bord der »Goor II«: ein Team von Tauchern des Rostocker Vereins Gesellschaft für Schiffsarchäologie (GfS). Unter der Leitung von Martin Siegel wollen die acht Taucher den Zustand des Wracks prüfen, Bauteile sichern und das alte Holz vor weiterem Zerfall schützen.

Es handelt sich wahrscheinlich um die Überreste des dänischen Kreideseglers »Sigrid«, der 1926 bei Torpedoübungen der deutschen Marine versenkt worden sein soll, sagt Siegel. »Wir versuchen auch herauszufinden, ob das wirklich stimmt«, erklärt der Tauchleiter. Klar ist, dass es ein etwa 20 Meter langer Lastensegler aus Holz ist, der in 25 Metern Tiefe auf dem Ostseeboden liegt und Kreide geladen hatte.

1800 Fundstellen gibt es nach Angaben des Landesarchäologen Detlef Jantzen in der Ostsee vor Mecklenburg-Vorpommern. Darunter sind mittelalterliche Segelschiffe ebenso wie abgestürzte Flugzeuge aus dem Krieg oder heute längst überflutete steinzeitliche Siedlungsplätze.

Die »Goor II« hat nach etwa einer Stunde Fahrt die Position erreicht. Die Taucher können jeweils 20 Minuten am Meeresgrund bleiben. Bei einer Sicht von nicht einmal zwei Metern bringen sie ein Maßband zum Wrack und verschrauben lose Planken, damit sie nicht von der Strömung vertrieben werden. Am Wrack wurde ein Sammelplatz eingerichtet, an dem Funde katalogisiert und vertäut werden. Am Ende muss das Amt für Kultur und Denkmalpflege entscheiden, ob die Funde dort gelassen oder in einem Nassholzdepot vor der Insel Rügen gelagert werden.

Nur ein Bruchteil wird geborgen: »Das ist ein denkmalpflegerischer Grundsatz: Es wird nur geborgen, was unumgänglich raus muss, etwa wegen Bauarbeiten«, sagt Archäologe Jantzen. Denn gerade organisches Material sei im Wasser gut vor Luftsauerstoff geschützt, erklärt Siegel. Was im Meer bleibt, decken die Taucher mit Geotextilien ab, um es zusätzlich zu schützen.

Siegel bedauert, dass es zu wenig Mittel für Erfassung und moderne Dokumentation gebe: »Wir könnten viele Fundstellen mit Fotoverfahren dreidimensional und maßstabsgetreu digital konservieren.« Das zuständige Bildungsministerium sehe dafür keine Notwendigkeit, sagt ein Sprecher. Auch hauptamtliche Stellen für Unterwasserarchäologen gibt es nicht. Es gebe aber Ausrüstung, die beim Amt für Kultur und Denkmalpflege ausgeliehen werden könne. dpa/nd

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