nd-aktuell.de / 10.06.2017 / Politik / Seite 2

Karriereanwalt

Personalie

Sebastian Bähr

Trump war bei der Vorstellung seines Favoriten für den Posten des neuen FBI-Chef ganz außer sich: Der Anwalt Christopher Wray sei ein »Mann von tadellosen Referenzen«. Er werde ein »kämpferischer Wächter des Rechts und ein Beispiel an Integrität« sein. Wenn der US-Präsident einen Kandidaten überraschend in den sozialen Medien ankündigt und derart lobt, ist das für viele ein Grund skeptisch zu sein. Der ehemalige FBI-Chef James Comey wurde von Trump erst Anfang Mai aufgrund von Ermittlungen über einen möglichen russischen Einfluss auf die amerikanische Präsidentschaftswahl entlassen. Am Tag vor Comey Aussage vor dem Geheimdienstausschuss des Senats präsentierte der US-Präsident Wray.

Keine leichte Startposition für das mögliche neue Oberhaupt der amerikanischen Bundespolizei, auch wenn für die »Russlandaffäre« inzwischen hauptsächlich der ehemalige FBI-Direktor Robert Mueller die Verantwortung trägt. Das Justizministerium setzte ihn als Sonderermittler ein. Wray wird ungeachtet dessen seine Unabhängigkeit vom Weißen Haus erst unter Beweis stellen müssen, falls er vom Senat mit einer einfachen Mehrheit bestätigt wird.

Der 50-jährige Experte für Wirtschaftskriminalität war nach dem Studium an der Eliteuniversität Yale zunächst als Gerichtsassistent und Privatanwalt tätig. Danach wurde er Bundesanwalt im Staat Georgia. Unter Präsident George W. Bush wechselte er 2003 ins Justizministerium, wo er die Abteilung für Verbrechensbekämpfung leitete. Nach zwei Jahren kehrte Wray zu seiner früheren Tätigkeit als Privatanwalt zurück.

Kritiker weisen in dieser Hinsicht vor allem auf die Verbindungen zu Chris Christie, dem Gouverneur von New Jersey, hin. Wray beriet Christie als Anwalt während des »Brückenskandals«. Der Gouverneur wollte mit einer Brückenschließung angeblich einen mit ihm verfeindeten Bürgermeister bestrafen. Auch wird auf die Kanzlei des Anwalts verwiesen, die offenbar die russische Ölfirma Rosneft vertritt. Die Reaktionen auf Wrays Nominierung fielen in der amerikanischen Politik gemischt aus.