Eine schöne Verstärkung für die Dorfbewahrer
Fürstlich Drehna und Hohenseefeld als Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft historische Dorfkerne aufgenommen
Fürstlich Drehna ist eine Schönheit: Bei diesem Ort, heute ein Ortsteil der Stadt Luckau (Dahme-Spreewald), von einem historischen Dorfkern zu sprechen, grenzt eigentlich bereits an eine Untertreibung. Mit seinem Renaissanceschloss, das auf ein Wasserschloss aus dem 14. Jahrhundert zurückgeht, dem 50 Hektar großen, von Peter Joseph Lenné angelegten Landschaftspark, der Schlossbrauerei von 1745 und dem historische Gasthof »Zum Hirsch« ist es über Brandenburg hinaus bekannt. Das Schloss, das ein Vier-Sterne-Hotel beherbergt, und der Park gehören der gemeinnützigen Brandenburgischen Schlösser GmbH und wurden aufwendig saniert. Der Neuzugang Fürstlich Drehna, 1302 zum ersten Mal erwähnt und heute von rund 300 Menschen bewohnt, verleiht der Arbeitsgemeinschaft historische Dorfkerne erheblich mehr Gewicht.
Aufgenommen wurde auch Hohenseefeld (Teltow-Fläming). Ursprünglich ein Bauerndorf, gehört es heute zur Großgemeinde Niederer Fläming und zeichnet sich durch gut erhaltene Gehöfte mit historischen Innenhöfen aus. Noch immer lassen sich die früheren dörflichen Strukturen eindeutig erkennen. »Mit seinen Obstgärten hinter den Höfen fügt es sich perfekt in die umgebende Kulturlandschaft ein«, heißt es in einer Mitteilung des Agrarministeriums vom Dienstag. Das rund 400 Einwohner zählende Hohenseefeld wurde 1388 erstmals erwähnt. 2015 hat der Ort im Landeswettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft« den dritten Platz belegt und Brandenburg im Jahr darauf erfolgreich beim Europäischen Dorfwettbewerb vertreten.
Beide Orte mussten ein zweistufiges Auswahlverfahren der AG absolvieren. Wie das Ministerium mitteilte, haben sie vor allem in den Bewertungskategorien »Baugestaltung und -entwicklung«, »dorfeigenes Grün und umgebende Landschaft« sowie »Initiativen/Vereinsarbeit und Leitbild« überzeugt. »Zum Abschluss des Verfahrens fand am 11. April eine Dorfbegehung in beiden Orten statt«, sagte der ehrenamtliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft und Amtsdirektor von Barnim-Oderbruch, Karsten Birkholz, dem »nd«. »Am 26. April haben wir dann in einer Mitgliederversammlung in Gransee die Aufnahme von Fürstlich Drehna und Hohenseefeld beschlossen.«
Mit Fürstlich Drehna und Hohenseefeld kann die Arbeitsgemeinschaft, die sich als interkommunale Interessenvereinigung versteht, ihr Einflussgebiet erstmals auf die Landkreise Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming ausweiten. Noch nicht präsent ist sie derzeit in den Landkreisen Havelland, Barnim, Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz.
Die AG historische Dorfkerne wolle alle Teile des Landes und auch sämtliche historischen Dorfformen abbilden, sagte Birkholz. »Dazu haben wir weitere Kandidaten im Fokus. Hohenseefeld ist 2016 von sich aus aktiv geworden.«
Es spiele keine Rolle, dass Kandidaten wie Fürstlich Drehna heute Ortsteil einer Stadt wie Luckau sind. Von seiner Entstehung her sei Fürstlich Drehna ein Straßendorf. Für Brandenburg typische Formen sind auch Rundling (Beispiel Buberow), Angerdorf (Sauen), Gutsdorf (Hohenfinow) oder die Loose im Oderbruch (Güstebieser Loose). Bei manchen Dörfern könne man auf Grund der Überbauung die Ursprungsform nicht sicher bestimmen. Berbersee etwa könnte ein Waldhufendorf oder aber ein planmäßig angelegtes Siedlerdorf sein. »Was wir noch immer suchen, ist ein historisches Zeilendorf.«
Zwei Drittel aller Brandenburger leben auf dem Land. Die AG hat ein Netzwerk geschaffen, dass sich um die historische Dorfstruktur, den Erhalt der Bausubstanz und neue Anforderungen an das Wohnen und Arbeiten im Dorf kümmert.
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