nd-aktuell.de / 20.06.2017 / Politik / Seite 13

Sachsen wirbt in Bayern um Lehrer

In Sachsen-Anhalt fehlen besonders Musikpädagogen

Leipzig. Ab nächstem Schuljahr sollen verstärkt Lehrer aus Bayern in Sachsen unterrichten. Darauf einigten sich beide Bundesländer, sagte Sachsens Kultusministerium Brunhild Kurth (CDU) der »Leipziger Volkszeitung«. »Dort abgelehnte Interessenten dürfen in bayerischen Lehrerseminaren von uns angeworben werden. Deshalb wird es in den nächsten Wochen eine große Werbeaktion geben.« Sie hoffe, dass »sich möglichst viele bayerische Absolventen für uns interessieren.« Nie zuvor gab es in Sachsen größere Probleme, Stellen zu besetzen. Zwei Monate vor dem neuen Schuljahr sind erst 865 von 1400 Stellen besetzt. Dabei stammten nur 1062 der 2869 Bewerbungen von ausgebildeten Lehrern. Die Mehrheit der Interessenten wollte als Seiteneinsteiger unterrichten. Es werde »schwerer als in all den Jahren zuvor«, für jede Klasse einen Lehrer zu finden, so die Ministerin.

Lehrer sollen nun aus Bayern mit einer Sachsen-Zulage angelockt werden: 595 Euro brutto gibt es extra zum Gehalt. »Dennoch wird es einen Unterschied beim Netto im Vergleich zu Bayern geben«, wo Lehrer verbeamtet werden, sagte Kurth.

Lehrer fehlen auch in Sachsen-Anhalt. In manchen Fächern ist es besonders eng. So wird der Musikunterricht an den Schulen oftmals von nicht dafür ausgebildeten Fachlehrern gegeben. Landesweit waren von 1495 eingesetzten Lehrkräften 384 nicht für den Musikunterricht ausgebildet, wie aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Abgeordneten Angela Kolb-Janssen hervorgeht. Von den Lehrern, die Musikunterricht erteilten, habe somit etwa jeder Vierte weder eine grundständige Ausbildung noch eine Teilprüfung im Ersten Staatsexamen und sei auch nicht im Besitz einer Unterrichtserlaubnis für das Fach.

Je nach Schulform ist die Situation unterschiedlich: An Förderschulen war nahezu jeder zweite für Musikunterricht eingesetzte Lehrer nicht dafür ausgebildet, an den Sekundarschulen rund 30, an den Grundschulen und Gymnasien etwa 21 Prozent. dpa/nd