Mehrere Brandanschläge auf Bahn

Mutmaßlich linke Militante bringen Berufsverkehr durcheinander - G20-Gipfel als Motiv?

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Früher Montagmorgen, Berufsverkehr, und auf einmal gerät der Bahnverkehr gleich an mehreren Stellen in der Republik ins Stocken. Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und anderswo: An verschiedenen Orten legen Unbekannte Feuer in Bahnanlagen. Auf zahlreichen Strecken kommt es zu Zugausfällen und Verspätungen. In Berlin etwa, wo am S-Bahnhof Treptower Park vermutlich ein Feuer in einem Kabelschacht gelegt wurde, kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen im S-Bahnverkehr. Mehrere Linien sind betroffen.

In der Nacht zum Montag wurden laut Bundesinnenministerium 13 Anschläge verübt. Zudem seien zwei Brandsätze vor einer Zündung sichergestellt worden. Ziel waren vor allem Kabel an Bahnstrecken. Menschen wurden nicht verletzt.

Die Bundespolizei, die für die Sicherheit von Bahnanlagen zuständig ist, hatte die Zahl der Anschläge zunächst mit zwölf angegeben - weil ein Feuer in einem Kabelschacht auf dem Gelände des Bremer Güterverkehrszentrums neben den Gleisen in der Nähe zum Hafen in die Zuständigkeit der örtlichen Polizei falle. In Bremen sagte eine Sprecherin der Behörde, ein Zusammenhang zu den anderen Vorfällen werde geprüft.

Auf der Internetplattform »linksunten.indymedia.org« tauchte am Montag schließlich ein mögliches Bekennerschreiben auf. Darin bezichtigen sich unbekannte Täter unter dem Titel »Kurze Unterbrechung der Reibungslosigkeit anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg«, Kabelstränge in Brand gesetzt zu haben. Aus Sicherheitskreisen hieß es, das mutmaßliche Bekennerschreiben passe ins »Raster«. Es sei aber noch unklar, ob es authentisch sei.

Indymedia versteht sich als offene Plattform zur freien Verbreitung von Informationen. In der Vergangenheit waren dort im Zusammenhang mit Bekennerschreiben zu Straftaten auch Fälschungen aufgetaucht. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, es sei noch zu früh für Aussagen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Angriffen und dem bevorstehenden Gipfel gebe.

Am Nachmittag teilte die Deutsche Bahn mit, nach den abgeschlossenen Ermittlungen an den Brandorten arbeiteten nun Techniker daran, die Schäden zu beseitigen. Der Zugverkehr werde nach und nach wieder aufgenommen. Es gab aber noch Einschränkungen. Die Bahn setzte nach eigenen Angaben zusätzliche Mitarbeiter ein.

Es waren nicht die ersten Anschläge dieser Art auf technische Bahnanlagen. Im Mai 2011 war nach einem Feuerangriff auf eine Kabelbrücke am Berliner Bahnhof Ostkreuz ein großer Teil des Nahverkehrs zusammengebrochen. Die Polizei hielt ein im Internet verbreitetes Bekennerschreiben aus der linksautonomen Szene für authentisch. Demnach wollte eine Gruppe mit dem Namen Hekla mit der Aktion gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr protestieren. Agenturen/nd

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