Tiefschlaf statt Ansturm auf Elektromobile

Fragen & Antworten zum Elektroauto

  • Lesedauer: 3 Min.

Einer der Kritikpunkte ist: Den Herstellern ist es noch nicht gelungen, eine ausreichend ansprechende und wirtschaftlich attraktive Auswahl an E-Modellen anzubieten. 2016 kamen mit dem Hyundai Ioniq EV und dem Tesla Model X nur zwei neue reine Elektrofahrzeuge auf den Markt, bei den Plug-in-Hybriden waren es nicht viel mehr. Da auch 2017 die Anzahl neuer Elektromodelle gering bleiben wird, rechnen Experten mit einem Zuwachs von etwa rund 40 000 Elektrofahrzeugen (inklusive Plug-in-Hybride) auf dann 100 000 E-Fahrzeuge.

Daimler kündigte inzwischen an, bis 2022 mehr als zehn neue Elektroautos in Serie zu bringen. BMW plant mit weiteren vollelektrischen Modellen ab 2019. Auch Volkswagen kurbelt eine Elektrooffensive an, unter anderem mit den e-tron-Modellen von Audi und der neuen I.D.-Produktmarke.

Im Juli 2016 wurden Kaufanreize zur Förderung elektrisch betriebener Fahrzeuge eingeführt. Was heißt das konkret?

Für reine Elektroautos mit Batterie gibt es 4000 Euro »Umweltbonus«, wie die Förderung offiziell heißt: je 2000 Euro vom Staat und 2000 Euro vom Hersteller. Bei Hybridwagen, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben, sind es 3000 Euro Prämie: 1500 Euro vom Staat und 1500 Euro Hersteller. Die Prämien können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa/www.bafa.de) beantragt werden.

Wie lange gilt der Bonus?

Gezahlt wird nur, solange Geld im Fördertopf ist. Das sind 600 Millionen Euro. Spätestens am 30. Juni 2019 ist Schluss.

Wie groß ist das Interesse?

Bis Ende April 2017 wurden 17 937 Prämienanträge gestellt, darunter 10 000 für reine Elektroautos sowie 8000 für Plug-in-Hybride. Die meisten Anträge kommen von Unternehmen und Kommunen.

Prämieneffekt also verpufft?

Die Regierung hatte erwartet, dass mit der Prämie der Kauf von mindestens 300 000 Fahrzeugen angeschoben wird. Inzwischen hat man sich vom Millionenziel bis 2020 verabschiedet.

Was sind die Gründe die Zurückhaltung der Käufer?

Die Modellvielfalt ist zu gering. Die Preise sind zu hoch und der Ausbau der Ladeinfrastruktur an relevanten Verkehrspunkten zu langsam. Damit wird die zu geringe Reichweite zum Problem.

Ein E-Auto soll sich steuerlich lohnen. Was heißt das?

Rückwirkend zum 1. Januar 2016 wurde die Steuerbefreiung für neue und umgerüstete Elektrofahrzeuge von fünf Jahren auf zehn Jahre ausgeweitet. Arbeitnehmer müssen keine Steuern zahlen, wenn sie in der Firma ihr privates E-Auto aufladen. Arbeitgeber bekommen die Möglichkeit, geldwerte Vorteile pauschal mit 25 Prozent Lohnsteuer zu besteuern. Diese Regelungen gelten befristet vom 1. Januar 2017 bis Ende 2020.

Was sagen Kritiker der Förderung von E-Autos?

Umweltschützer finden Elektro-Stadtbusse, gezielte Fahrverbote für Diesel oder eine Innenstadt-Maut wie in London und Oslo sinnvoller als staatliche Subventionen. Auch sei es unfair, dass alle Steuerzahler die Prämie mitzahlen müssen. Elektroautos seien ohnehin nur Öko-Flitzer, wenn in den Batterien tatsächlich auch grüner Strom steckt - und nicht Energie etwa aus Braunkohle oder Atomkraft. dpa/nd

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