K.o. in Kasan

ConfedCup-Halbfinale: Mit 3:0 besiegt Chile im Elfmeterschießen die Portugiesen, die nicht einmal vom Punkt treffen

Für das Turnier ist es sicherlich das Beste: Südamerikameister Chile erreichte am Mittwochabend nach einem 3:0 im Elfmeterschießen (0:0 nach 120 Minuten) gegen Portugal das Endspiel des Konföderationenpokals in Russland. Der Gegner von Arturo Vidal und Co. wurde in der Nacht zu Freitag in Sotschi im zweiten Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Mexiko (nach Redaktionsschluss) ermittelt.

Für die Petersburger, in deren Stadt am Sonntagabend um 20 Uhr MESZ das Endspiel ausgetragen wird, bedeutet das Weiterkommen der «La Roja» ein weiteres Fußballwochenende mit echten Schlachtenbummlern. Die Chilenen sind neben den Mexikanern bei diesem Turnier für jenes internationale Flair zuständig, dass die TV-Teams so dringend brauchen und das die Einheimischen so belustigt. So wie am Mittwoch in Kasan: Zu Hunderten waren die Chilenen am Mittwochnachmittag durch die «Uliza Baumana» gezogen, den Fußgängerboulevard, der vom Kasaner Kreml mit seiner Moschee zur Heilig-Kreuz-Kirche führt. Singend und tanzend verbrüderten sie sich mit den Einheimischen der tatarischen Hauptstadt - beinahe so harmonisch, wie sich hier auch die Flüsse Wolga und Kasan vereinigen.

Noch vor dem Spiel hatte man gespannt auf den Auftritt der FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura gewartet: Würde sie, die ehemalige UN-Diplomatin aus dem Senegal, die Hier beim Football-for-Hope-Forum auftrat, sich auch zum Thema Fußballdoping äußern? Die Gastgeber stehen immerhin unter Verdacht, bei der WM 2014 die komplette 23-köpfige Mannschaft gedopt zu haben. Oder würde sie gar zum Thema Garcia-Report Stellung nehmen, jenem umstrittenen, erst nach einem Leak zugänglich gewordenen Bericht des einstigen Sonderermittlers Michael Garcia, in dem es um die Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland 2018 und Katar 2022 geht?

Tatsächlich lässt sich aus dem Report, den zuerst die Bild-Zeitung und als Reaktion später auch die FIFA veröffentlichte, nicht herleiten, dass die Vergabe der WM-Endrunden gekauft worden war. Es gebe «keine solide Grundlage, die Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland und Katar infrage zu stellen», teilte Samoura dementsprechend am Mittwoch in Kasan mit. Auch zur Frage nach Doping in Russlands Fußballauswahl trug Samoura wenig Erhellendes bei: Sie werde bis zu einer endgültigen Entscheidung vom Labor« nichts näher ausführen, sagte sie.

Nichts Neues also von der FIFA, am Abend zogen dann eh die Akteure auf dem Rasen wieder alle Aufmerksamkeit auf sich. In einem zäh umkämpften Spiel vor einer beinahe voll besetzten Arena (40 855 Zuschauer) mühten sich sowohl die Chilenen um den starken Arturo Vidal als auch die Portugiesen zwei Stunden lang vergeblich um einen Treffer.

Cristiano Ronaldo blieb dabei vergleichsweise blass, stattdessen glänzte Chiles Torwart Claudio Bravo, der im Elfmeterschießen alle drei Elfmeter hielt, allesamt getreten von Spielern, die zur alternden »goldenen Generation Portugals« gehören: Nacheinander scheiterten die eingewechselten Ricardo Quaresma, Joao Moutinho und schließlich Nani am überragenden chilenischen Keeper, der im Hauptberuf bei Manchester City das Tor hütet. »Bravisimo!« oder »Einfach Bravo!« titelten Chiles Tageszeitungen, Chiles spanischer Trainer Juan Antonio Pizzi lobte ihn als »überragend«, beeilte sich aber, alle ins Lob einzuschließen: »Alle haben alles gegeben!« Auch bei den beiden Copa-América-Finalsiegen Chiles 2015 und 2016 hatte Bravo gegen Argentinien entscheidend pariert.

Portugals Superstar Ronaldo, der Mittwochnacht nicht mehr zur Elfmeterausführung gekommen war, überraschte tags darauf mit der Mitteilung, er werde das Turnier verlassen und im Spiel um Platz drei fehlen, da seine Zwillinge, Mateo und Eva, just geboren seien: »Ich bin sehr glücklich, dass ich erstmals bei meinen Kindern sein kann«, teilte der 32-Jährige mit. Das Wissen um die Geburt seiner Zwillinge sei ihm nicht hinderlich gewesen, erklärte Ronaldo.

Was zuerst Erstaunen auslöst, wird verständlicher, wenn man weiß, dass eine Leihmutter die Kinder ausgetragen hat. Ronaldo hat bereits einen siebenjährigen Sohn, dessen Mutter keinen Kontakt zum Sohn haben darf.

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