1200 Euro für einmal Türöffnen

Jahresbericht der Thüringer Verbraucherzentrale

  • Lesedauer: 3 Min.

Erfurt. Teure Handy-Verträge oder Abzocke in Internetshops gehören zu den häufigsten Problemen, mit denen sich die Thüringer an die Verbraucherzentrale wenden. Aber auch Schlüsseldienste mit Fantasiepreisen von bis zu 1200 Euro für eine Türöffnung in Suhl oder ein Dienst in Erfurt, der als Pfand für seine Leistung einen Laptop mitnahm, seien mehr als ein Ärgernis, sagte der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale, Ralph Walther.

Häufig gäben Schlüsseldienste vor, ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen zu haben und deshalb so hohe Preise fordern zu müssen. Abgemahnt habe die Verbraucherzentrale 2016 auch zwei Fitnessstudios wegen unverhältnismäßig langer Vertragslaufzeiten zulasten ihrer Mitglieder. Insgesamt habe es im vergangenen Jahr rund 8700 Beratungsgespräche gegeben, darunter mehr als 3200 zum Thema Energie, bilanzierte Walther. Zudem seien etwa 15 000 Auskünfte erteilt worden. In Thüringen gibt es zwölf Beratungsstellen, unter anderem in Altenburg, Suhl, Nordhausen oder Jena.

Verbraucher kämen jedoch oft erst, wenn sie keinen Ausweg mehr wüssten, sagte Walther. Seit Jahren sinke die Zahl der Beratungsgespräche, weil viele Menschen zunächst im Internet nach Antworten auf ihre Fragen suchten. »Es gibt bei uns einen Trend zu weniger, dafür aber zu längeren und komplizierteren Beratungen.« Vor zehn Jahren habe die Zahl der Beratungen in damals noch mehr Filialen bei etwa 12 000 gelegen.

Walther bekräftigte die Forderung der Verbraucherschützer, dass per Telefon abgeschlossene Verträge erst dann gültig werden sollten, wenn sie den Verbrauchern per Post zugeschickt und von ihnen bestätigt seien. »Unerwünschte Telefonanrufe nerven die Verbraucher seit Jahren«, sagte der Geschäftsführer. Aber auch Mails und nur zum Schein eröffnete Shops im Internet (Fake-Shops), die sich vermeintliche Schnäppchen bezahlen ließen, aber keine Ware verschickten, sorgten für Frust.

Die Thüringer Verbraucherzentrale warnt auch vor unseriösen Mahnungen einer Firma namens EC-D Group. Die Firma existiere nicht und das in den Schreiben angegebene Konto führe nach Rumänien. Die Adressaten würden in den offenbar bundesweit verschickten Briefen aufgefordert, innerhalb von drei Tagen säumige Beiträge an den »Fachverband der Lotterie und Glücksspielanbieter« zu zahlen. Andernfalls werde mit Zwangsvollstreckung und Pfändung künftiger Rentenansprüche gedroht. Die Verbraucherzentrale sprach von einer »Abzockmasche«. Wer ein solches Schreiben oder ähnliche Mahnungen per Post oder E-Mail erhalte, sollte auf keinen Fall zahlen, hieß es.

Auch die Zahlung der Rundfunkgebühren oder schwarze Schafe unter Stromanbietern oder Partnervermittlungen seien regelmäßig Thema bei den Beratungen der Fachleute. Zunehmend nutzten auch Flüchtlinge die Beratungsangebote, vor allem wegen Handyverträgen oder Abmahnungen wegen des illegalen Herunterladens von Musik oder Filmen im Internet.

Die Verbraucherzentrale finanziert sich hauptsächlich aus Geldern des Thüringer Verbraucherministeriums. Die Einnahmen aus Gebühren - sie liegen in der Regel zwischen fünf und 25 Euro - hätten nur einen Anteil von etwa acht Prozent. dpa/nd

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