nd-aktuell.de / 14.07.2017 / Sport / Seite 18

In großen Fußstapfen nach Dallas

Maximilian Kleber wechselt in die NBA zum Klub von Dirk Nowitzki. Der Basketball-Bundestrainer dürfte das mit gemischten Gefühlen betrachten

Oliver Kern

Die Vergleiche lagen schon immer auf der Hand. Maximilian Kleber konnte ihnen schon allein aufgrund seines Geburtsorts kaum entgehen. Er kommt aus Würzburg - genau wie Dirk Nowitzki. Beide spielen auf dem Flügel die gleiche Position und haben für ihre Größe einen außergewöhnlich guten Distanzwurf. Und jetzt macht es der 25-Jährige den Beobachtern noch etwas schwerer, auf Vergleiche mit dem, und damit 14 Jahre älteren größten Basketballer zu verzichten, den Deutschland je hervorgebracht hat. Denn Kleber hat einen Vertrag in der NBA bei den Dallas Mavericks unterschrieben, jenem Verein also, für den Nowitzki seit 19 Jahren spielt.

»Ich bin natürlich stolz auf solche Vergleiche, sie sind ein Riesenlob, aber ich gebe nicht zu viel darauf. Ich setze mir meine eigenen Ziele«, sagte Kleber einst und tut gut daran, denn ein zweiter Nowitzki steckt aller Voraussicht nach nicht in ihm. Ob er sich überhaupt in der NBA durchsetzen kann, ist noch völlig unklar. Denn zunächst ist nur ein teilweise garantierter Minimalvertrag über zwei Jahre ausgehandelt worden. Im Klartext bedeutet das, dass die Mavericks den jungen Deutschen noch vor der im Oktober beginnenden Saison wieder kostengünstig aussortieren können, sollte Kleber in der Vorbereitungsphase nicht überzeugen.

Genau das dürfte wiederum Chris Fleming sauer aufstoßen. Der US-Amerikaner trainiert die deutsche Nationalmannschaft noch bis zum Abschluss der EM im September. Bislang agierte Fleming als Nationaltrainer eher glücklos und hoffte auf ein schönes Ende mit einer erfolgreichen EM. Doch der Bundestrainer muss schon auf Paul Zipser verzichten, der in diesem Sommer lieber bei den Chicago Bulls trainiert, um sich dort weiter nach vorn zu spielen.

Dazu bemüht sich Daniel Theis um einen Vertrag bei den Boston Celtics, auch dieser dürfte ähnliche Konditionen haben wie der von Kleber, so dass Fleming bald die Flügelspieler ausgehen könnten, wenn alle lieber in den USA trainieren, als bei der EM-Vorrunde in Israel anzutreten. Noch gehört Kleber zu den 17 Spielern, die Bundestrainer Fleming für das Turnier nominiert hat.

Für Kleber selbst gehe erst einmal »ein Kindheitstraum in Erfüllung«. Auf Dallas freue er sich ganz besonders, da er »in Dirk den wohl besten Mentor habe, den man sich vorstellen kann«. Kleber wäre der 13. deutsche Basketballer, der in der NBA aufläuft, sofern ihm Theis nicht zuvorkommt.

Dass Kleber die Voraussetzungen dazu hat, ist klar. In Amerika sind körperliche Voraussetzungen zunächst wichtiger als spielerische. Und Kleber ragt mit seinen 2,07 Meter heraus. Auch der neue deutsche Star Dennis Schröder bestach zu Beginn nur mit seiner Schnelligkeit. Den guten Wurf und die Spielintelligenz brachten sie ihm in Atlanta später bei.

Kleber ist bei seinem Gang in die NBA zwar älter als einst Nowitzki und Schröder, das liegt jedoch an einer Verletzungsmisere: Vier Jahre lang plagten Knie, Finger und Bauchmuskulatur. »Ich weiß seitdem, wie wichtig es ist, auf seinen Körper zu achten. Man lernt, alles bewusster zu machen, sei es die Ernährung, das Stretching oder Krafttraining«, zog Kleber seine Lehren. Auch der Wechsel 2014 zu einem mittelklassigen Verein in Santiago de Compostela, wo er nur einmal pro Woche spielte, geschah bewusst. »Für mich war wichtig, noch Zeit zu haben, an meiner körperlichen Stabilität zu arbeiten.«

Davon profitierte der FC Bayern München, für den Kleber in den vergangenen zwei Jahren auflief. Er war nicht Star des Teams, sondern wertvoller Rollenspieler. Aber das war Paul Zipser auch, bevor er 2016 den Sprung in die NBA schaffte.