nd-aktuell.de / 19.07.2017 / Politik / Seite 8

Deutsche Dschihadistinnen in den Reihen des IS?

Irakisches Militär berichtet über Festnahmen von Frauen in Mossul / Auswärtiges Amt kann Angaben nicht bestätigen

Mossul. Bei einer Militäroperation in der irakischen Stadt Mossul sind offenbar fünf IS-Anhängerinnen aus Deutschland festgenommen worden. Ein Offizier der irakischen Anti-Terror-Kräfte berichtete von 20 Kämpferinnen, die am vorigen Donnerstag in der Altstadt festgenommen worden seien, darunter fünf deutsche. Der Offizier berichtete weiter, die Frauen hätten sich in einem Tunnelsystem der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) versteckt. Sie hätten Waffen und Sprengstoffgürtel in ihrem Besitz gehabt, um irakische Truppen anzugreifen. Demnach arbeiteten sie für die Polizei des IS. Unter den Festgenommenen seien auch Frauen aus Russland, der Türkei, Kanada und Tschetschenien. Es seien aber keine Minderjährigen dabei. Alle Frauen seien älter als 30 Jahre, so der Offizier am Dienstag. Sie seien über die syrische Stadt Rakka nach Mossul gekommen und würden weiter befragt.

Der Offizier widersprach damit Angaben, unter den IS-Anhängerinnen sei möglicherweise auch eine verschollene 16-Jährige aus Sachsen. Das hatte »Die Welt« berichtet.

Das Auswärtige Amt konnte die Berichte zunächst nicht bestätigen. »Dem Auswärtigen Amt liegen noch keine gesicherten Informationen zu den angeblich in Mossul/Bagdad inhaftierten Frauen mit deutschem Pass vor«, hieß es am Dienstag aus dem Außenministerium.

Das Auswärtige Amt stehe mit den irakischen Behörden in Kontakt und sei bemüht, »rasch substanzielle Auskünfte zu diesen Personen zu erhalten«, verlautete weiter. »Wenn es sich tatsächlich um deutsche Staatsangehörige handeln sollte, so wird ihnen konsularischer Beistand angeboten werden.«

Der Terrormiliz Islamischer Staat und anderen dschihadistischen Gruppen haben sich in den Bürgerkriegsländern Syrien, Irak und Libyen Tausende Kämpfer aus zahlreichen Ländern angeschlossen. Besonders häufig kommen sie aus Tunesien oder Saudi-Arabien. Nach Schätzungen von US-Denkfabriken kämpften zeitweise zwischen 6000 und 7000 tunesische Dschihadisten im Ausland in den Reihen des IS oder des Terrornetzwerks Al Qaida. Auch zahlreiche Extremisten aus Ex-Sowjetrepubliken haben den Weg zu terroristischen Gruppen im Nahen Osten gefunden, vor allem zum IS in Syrien und Irak. Zwischen 6000 und 10 000 Männer sollen es Schätzungen zufolge sein, die nur schwer zu verifizieren sind. Agenturen/nd