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Emilie Machálková

25. 11. 1926 - 17. 7. 2017

Dass sie 90 Jahre alt werden konnte, verdankte Emilie Machálková, geborene Holomková, nicht zuletzt einem früheren Bürgermeister des tschechischen Dörfchens Nesovice in der Nähe von Brno. Der beschützte die Jugendliche und ihre Familie, als die meisten Roma des Landes 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Elina, wie sie genannt wurde, schon längst die Schule nicht mehr besuchen dürfen und stattdessen Zwangsarbeit leisten müssen. Um Deportation und Zwangssterilisation zu entkommen, versteckte sie sich später bei entfernten Verwandten.

Berühmt wurde Machálková nach dem Krieg in der Tschechoslowakei als Sängerin traditioneller Lieder der Roma - und eines Liedes aus der jüngeren Vergangenheit, das im »Zigeunerlager« von Auschwitz entstanden war: »Aušvicate hi kher baro« (In Auschwitz steht ein großes Haus). Dass in Brno das erste europäische Museum für Geschichte und Kultur der Roma entstand, ist unter anderem ihr, ihrem Bruder Miroslav und ihrem Onkel Tomáš zu verdanken. Bis ins hohe Alter gab Machálková ihr Wissen und ihre Erfahrungen an Jugendliche weiter. rst

Maryam Mirzakhani

3. 5. 1977 - 14. 7. 2017

Ob ihre Karriere in der Ära Trump genauso verlaufen wäre? Vielleicht nicht. Denn als Iranerin hätte Maryam Mirzakhani den neuen Einreisebeschränkungen unterlegen und somit ihr Studium womöglich nicht in an der Harvard University weiterführen können. Vielleicht wäre sie aber auch ohne das die Spitzenmathematikerin geworden, die sie war. Denn entgegen allen Klischees kam die 1977 in Teheran Geborene im Iran der Mullahs an eine Mädchenschule für Hochbegabte, gewann dreimal Goldmedaillen bei internationalen Mathematik-Olympiaden und studierte Mathematik. Zur Promotion kam sie in die USA und widmete sich bis zu ihrem frühen Tod durch Brustkrebs ihrem Kernthema in der höheren Geometrie: den sogenannten Riemann-Flächen. Auf diesem Gebiet schaffte sie dann einen Durchbruch, der dafür sorgte, dass sie 2014 als erste Frau überhaupt die Fields-Medaille bekam - in der Mathematik das Gegenstück zum Nobelpreis. Da war sie bereits erkrankt. Dass sie damals Interviews und Vorträge ablehnte, hatte einen einfachen Grund: Schwäche durch die Chemotherapie. Den Kampf gegen Vorurteile hat sie gewonnen, den gegen den Krebs nicht. Sie hinterlässt eine sechsjährige Tochter und ihren aus Tschechien stammenden Mann. StS

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