Falsche Adresse

Uwe Kalbe zur Festnahme chinesischer Touristen vor dem Reichstag

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Die beiden chinesischen Touristen, die vor dem Berliner Reichstagsgebäude mit dem Hitlergruß posierten, dürften erschrocken sein über die rigorose Reaktion der deutschen Behörden. Vielleicht erinnert sie die gar an die Rigorosität der Behörden in China. Mit dem deutschen Staat ist nicht zu spaßen, wenn es um seine Nazivergangenheit geht - das mag ihre Erkenntnis sein. Es kann nichts schaden. Die beiden Chinesen wissen es halt nicht besser. Das letzte kollektive Erfolgserlebnis der Nazis treibt Demokraten in Deutschland noch immer die Schamesröte ins Gesicht - das Bild Hunderter enthemmter Vertreter dieser Spezies, die den Hitlergruß auf einem Naziparolen-Brüllfestival rhythmisch und drohend in den Thüringer Nachthimmel stießen. Und die Polizei schaute zu.

Das deutsche Gesetz, das die Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen verbietet, wurde einst ausdrücklich als Mittel gegen ein mögliches Wiedererstarken des Faschismus geschaffen, nicht irgendwo, sondern in Deutschland selbst. Es ist eine Absage an die Ideologie, dass am deutschen Wesen die Welt genesen solle. Es ist ein Mittel zur Selbstkontrolle, eigentlich schon das letzte Mittel. Wie sich zeigt, reicht es nicht aus. Ein paar chinesische Spinner sind damit natürlich leicht zur Räson zu bringen. Gerade chinesische! Die von uns sowieso allesamt einiges - äh, zu lernen hätten ...

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal