Alt Schwerin steht unter Dampf

Historische Technik in Mecklenburg-Vorpommern

  • Winfried Wagner
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Lutz Bringezu mit seinem Mini-Dampftraktor Alchin TE 7 den Weg entlangfährt, bilden sich Zuschauertrauben und viele fotografieren. »Das ist ein Modell im Maßstab eins zu vier, daran habe ich etwa fünf Jahre gearbeitet«, erklärte der Bastler aus Wörlitz (Sachsen-Anhalt) den Leuten am Samstag in Alt Schwerin an der Mecklenburgischen Seenplatte.

Bringezu hat seine 250 Kilo schwere Maschine, die Steinkohle braucht und zischend weißen Dampf ablässt, per Pkw-Anhänger zum 12. Internationalen Dampftreffen gebracht und trifft auf viele Dampf-Fans. Schon am Samstag drängten Hunderte Gäste in das agrarhistorische Museum, um die etwa 100 großen und kleinen historischen Dampfmaschinen und die dazugehörige Landtechnik zu bestaunen.

»Das Dampftreffen hier ist wie ein großes Familientreffen«, sagt Wies Hochland, der aus der Nähe von Amsterdam angereist ist. Er und seine niederländischen Freunde haben je einen Sattelzug-Lastwagen, um ihre vier Großmaschinen auf solche Treffen mitzunehmen. Hochlands Hände sind kohlrabenschwarz wie bei einem Dampflokheizer. Sein 10,5 Tonnen schwerer Dampftrecker sorgt für viel schwarzen Qualm und treibt über einen ledernen Treibriemen ein komplettes mobiles Sägegatter an.

Das Bastlertreffen in Alt Schwerin findet alles zwei Jahre statt und gilt neben Mildenberg (Brandenburg) und Flensburg (Schleswig-Holstein) als eines der größten in Deutschland. Aber Dampfmaschinen sind auch kein billiges Hobby. Bei einer Kesselreparatur muss man mit 40 000 Euro Kosten rechnen, sagen Kenner. Viele Einzelteile müssten per Hand hergestellt werden. Für eine echte Großmaschine wird zwischen 70 000 und 150 000 Euro hingeblättert.

»Für uns ist es die wichtigste Veranstaltung des Jahres«, sagte Museumsleiterin Anke Gutsch. Mit den vielen Touristen und technikinteressierten Besuchern steigen die Einnahmen des vom Landkreis finanzierten Museumsdorfes, das jährlich um die 50 000 Gäste anlockt.

Dort gibt es fast alles, was in der Landwirtschaft mal genutzt wurde: Feldbahn, Windmühle, alte Agrarflugzeuge und eine Maschinensammlung. Dazu gehören von Dampfmaschinen angetriebene Dreschkästen, Steinbrecher oder Strohkanonen. Besonders beliebt bei den Besuchern sind die tonnenschweren Großmaschinen, die dampfend und qualmend die Maschinenparade in Alt Schwerin anführen. dpa/nd

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