Familienduell am Harz

Nils Petersen siegt mit dem SC Freiburg gegen das Team seines Vaters im DFB-Pokal

  • Florian Krebl, Halberstadt
  • Lesedauer: 3 Min.

Als Nils Petersen seinem Vater mit breitem Grinsen um den Hals fiel, gab es keine Verlierer mehr. Zwar schoss der Filius den von Andreas Petersen trainierten Germania Halberstadt mit einem frühen Treffer höchstpersönlich aus dem DFB-Pokal, aber damit war zu rechnen. Vielmehr freute sich der Vater über die Leistung seiner eigenen Spieler im Pokalfight gegen den eigentlich viel zu starken SC Freiburg. Immerhin hatte er sein Team erst in der Vorsaison in die Regionalliga geführt.

Petersen junior indes kam in der alten Heimat am Harz aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. »Wenn ich jetzt in der Kabine bin, bin ich glücklich. Dann kann ich vielleicht mit Papa noch mal anstoßen. Das sind eigentlich die schönsten Momente, an die man sich am meisten erinnert«, sagte Nils Petersen nach dem schwer erkämpften 2:1 (2:0) der Breisgauer in der ersten Runde des DFB-Pokals am vergangenen Sonnabend: »Natürlich war der Rummel vorher groß, aber es ist ja schön, dass wir es nun so hinbekommen haben, dass beide einigermaßen zufrieden sind.«

Nils Petersen, der schon mit fünf Jahren in seiner Geburtsstadt Wernigerode dem Ball nachgejagt war, hatte dann von 2001 bis 2004 im benachbarten Halberstadt für Germania gespielt. Auch heute noch ist er der große Star hier im Harzvorland. 45 Minuten nach Abpfiff, alle anderen SC-Spieler waren längst in der Kabine, schrieb der 28-Jährige immer noch fleißig Autogramme und posierte für Selfies, nachdem er bereits eine ausgiebige Ehrenrunde hinter sich gebracht hatte. Sein Trikot aus dem Familienduell bekommt derweil einen Ehrenplatz im Hause der Petersens, wo alle besonderen Leibchen des früheren Bayernprofis hängen.

An Nils’ Heldenstatus in Halberstadt kratzte auch sein Führungstreffer in der 34. Minute nicht, es wirkte vielmehr wie der Höhepunkt eines fast zu perfekt inszenierten Heimatfilms. »Ich habe vor dem Spiel noch gesagt, es ist mir egal, wer heute ein Tor schießt. Hauptsache, wir kommen weiter, damit ich mit Papa wieder in Ruhe telefonieren kann. Sonst hätte ich den nicht anrufen können. Das wäre ganz unangenehm geworden«, betonte Petersen.

Per Dropkick zimmerte der Olympiazweite von Rio de Janeiro den Ball in den Winkel. Sein Vater war zwischen Stolz für seinen Sprössling und dem Ehrgeiz eines Fußballtrainers hin- und hergerissen: »Ich war sehr wütend auf meine Mannschaft und im gleichen Moment stolz. Das zeichnet eben einen klasse Torjäger aus. Ich bin ein bisschen stolz, wie er es gemacht hat und verärgert, dass er es gemacht hat.«

Nur acht Minuten nach Petersens Tor ließ Nicolas Höfler den zweiten Treffer für Freiburg folgen und das Schicksal der Halberstädter schien besiegelt. Nach einem beherzten Aufbäumen im zweiten Durchgang kam der Viertligist durch Kay Michel (87.) gar zum späten Anschlusstreffer - auch weil der SC massiv die Zügel schleifen ließ. SID/nd

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