Theaterregisseur Serebrennikow verhaftet

Aufschrei unter Kollegen / In Stuttgart droht Opernpremiere zu platzen

  • Lesedauer: 2 Min.

Der prominente russische Theaterregisseur Kirill Serebrennikow ist unter Betrugsverdacht festgenommen worden. Das teilte das Staatliche Ermittlungskomitee am Dienstag in Moskau mit. Der Leiter des Moskauer Gogol-Theaters stehe im Verdacht, zwischen 2011 und 2014 staatliche Gelder von 68 Millionen Rubel (knapp eine Million Euro) veruntreut zu haben.

Serebrennikow ist ein international anerkannter Theatermacher und steht der russischen Führung kritisch gegenüber. Er sollte im September in Stuttgart die Märchenoper »Hänsel und Gretel« inszenieren.

Die Behörden hatten die Wohnung des Regisseurs und das Gogol-Theater im Mai durchsucht. Drei frühere Mitarbeiter wurden mit Untersuchungshaft oder Hausarrest belegt. Serebrennikow war nach Behördenangaben zunächst Zeuge in dem Verfahren. Weil aber sein Pass eingezogen war und er nicht ins Ausland reisen durfte, fürchtete auch er eine Verhaftung.

Den Vorwurf der Veruntreuung wies er zurück. Allerdings hat ihn die frühere Chefbuchhalterin seiner Produktionsfirma »Siebtes Studio« in Vernehmungen belastet. Nach Serebrennikows Angaben werfen die Ermittler ihm vor, eine bestellte Inszenierung von Shakespeares »Sommernachtstraum« sei nicht zustande gekommen. Die Aufführung ist allerdings mehrfach in Russland und im Ausland gezeigt worden.

Viele russische Künstler haben eine Freilassung der inhaftierten Theatermacher gefordert. Auch die Staatsoper Stuttgart setzte sich für Serebrennikow ein. Im Juli setzte das Bolschoi-Theater in Moskau ein Ballett des Regisseurs über den russischen Startänzer Rudolf Nurejew kurz vor der Welturaufführung ab. dpa

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal