Regen rettet Hopfenernte

Trotz Feuchtigkeit könnte es für Brauer eng werden

  • Lesedauer: 3 Min.

Querfurt. Das regnerische Sommerwetter hat die Hopfenpflanzer aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt vor größeren Ernteausfällen bewahrt. Die Landwirte erwarteten in diesem Jahr einen Ertrag von etwa 2650 Tonnen Hopfen, sagte der Vorsitzende des Hopfenpflanzerverbandes Elbe-Saale, Jörg Kamprad, auf Anfrage. Das seien zwar etwa zehn Prozent weniger als im guten Erntejahr 2016. Im Frühsommer hätte der Verband aber noch mit einem Rückgang von 20 Prozent gerechnet.

Einige Brauer könnten wegen der schwächeren Ernte in diesem Jahr trotzdem leer ausgehen. Etwa bei der in Großbrauereien beliebten Hopfensorte »Perle« könnte es laut Kamprad Lieferengpässe geben.

Vor allem das kalte Frühjahr hatte dem Hopfen schwer zugesetzt. Einige Betriebe hätten durch Hagelschauer im April bis zu 100 Prozent ihrer Pflanzen verloren, sagte Kamprad. Der Mai und der Juni hingegen seien zu trocken gewesen. Die verregneten Sommermonate hätten dann schließlich die Wende gebracht und größere Ausfälle verhindert. »Der Hopfen mag es feucht«, so der Experte.

Das mit rund 1500 Hektar Anbaufläche zweitgrößte Anbaugebiet Deutschlands profitiert seinen Angaben zufolge außerdem von der Ausdehnung über die drei Länder Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. »Wenn an einer Stelle mal ein Gewitter durchzieht, sind nicht gleich alle Felder des Gebietes betroffen«, erklärt Kamprad. Das sei in der bayerischen Hallertau - dem größten Anbaugebiet der Welt - anders, weil dort die Felder eng an eng lägen. Die dortigen Landwirte rechnen weiterhin mit einem Ertragsrückgang von 20 Prozent.

Die Hallertau macht rund 85 Prozent des deutschen Marktes aus. Das Gebiet an Elbe und Saale war in den 90er Jahren nach und nach zusammengeschrumpft. Die in der DDR angebauten Hopfensorten waren im vereinigten Deutschland wenig gefragt, die volkseigenen Betriebe aufgelöst. Von 2100 Hektar zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung waren Ende der 90er Jahre nur noch etwa 1300 Hektar übrig.

Seit einigen Jahren dehnen sich die Hopfenfelder jedoch wieder aus. Ein Grund dafür liegt auch in der Ausdifferenzierung der angebauten Sorten. Damit reagierten die Bauern unter anderem auf das Aufkommen der sogenannten Craft-Biere, in kleinen Betrieben gebraute Biere, deren Brauer oft exotische Sorten nachfragen. »Nordbrauer«, »Mandarina Bavaria« oder »Polaris« heißen die Aroma-Hopfen, die den Bieren der kleinen Betriebe ihren besonderen Geschmack geben und neuerdings an Elbe und Saale gedeihen.

Die Craft-Brauereien, die in Hamburg und Berlin wie Pilze aus dem Boden schießen, haben laut Verbandschef Kamprad jedoch kaum Einfluss auf den Hopfenanbau. »Deutsche Brauer haben schon immer auf hochwertigen Hopfen geachtet, auch in den Großbrauereien«, so Kamprad. Treibende Kraft der neuen Entwicklung seien die kleinen Brauer aus Amerika, die qualitativ hochwertigen Hopfen erst in den vergangenen Jahren für sich entdeckt hätten.

So wichtig das Export-Geschäft auch ist, die Anbauer der grünen Dolden wollen künftig auch, dass die Region etwas von ihrem Hopfen hat. Daher arbeitet der Verband mit Brauern gerade an einem Regionalbier, das mit Gerste und Hopfen aus der Region gebraut wird. Zu probieren gibt es das Saale-Bier voraussichtlich erstmals auf der Grünen Woche im Januar 2018. Den neuen Hopfen dafür ernten die Pflanzer in den kommenden Tagen, offizieller Erntebeginn im Anbaugebiet ist am 7. September in Großenehrich (Kyffhäuserkreis). dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal