Hersteller wenden sich per Brief an die Fahrzeughalter

Leserfragen zu Nachrüstungen der Diesel-Autos und Umtauschprämien

  • Lesedauer: 4 Min.

Welche Automobilmarken sind betroffen?

Die meisten Dieselfahrzeuge, die eine aktualisierte Software bekommen, entfallen auf den Volkswagen-Konzern mit seinen Marken VW, Audi und Porsche. Auch Dieselautos von Daimler, BMW und Opel sollen durch ein Update weniger Schadstoffe ausstoßen. Die Zusagen widerspiegeln größtenteils bereits angekündigte Nachrüstungen.

So sind in der 5-Millionen-Zahl die rund 2,5 Millionen Autos enthalten, die VW wegen des Abgasskandals schon seit Anfang 2016 in Deutschland nachrüstet. Ausländische Hersteller beteiligen sich nicht an der Aktion. Auch die deutsche Ford-Tochter in Köln bietet keine Software-Updates an, weil die Grenzwerte eingehalten würden, wie das Unternehmen mitteilte.

Wie finde ich die Schadstoffklasse meines Autos heraus?

In der Zulassungsbescheinigung ist die Schadstoffklasse in Feld 14 angegeben.

Wie bekomme ich das Software-Update?

Die Hersteller werden sich wie bei Rückrufaktionen typisch in einem Brief an die Halter wenden. In einer Werkstatt kann dann die aktualisierte Software aufgespielt werden. Dies soll maximal eine Stunde dauern. Die Nachrüstungen sind für die Kunden kostenlos und sollen bis Ende 2018 abgeschlossen sein.

Muss ich mein Fahrzeug nachrüsten lassen?

Das hängt davon ab, ob es sich um einen freiwilligen oder einen behördlich angeordneten Rückruf handelt. In letzterem Fall kann der Verlust der Zulassung drohen, wenn das Fahrzeug nicht bis zu einer Frist auf den geforderten Stand gebracht wird. Die von der deutschen Autoindustrie zugesagten Software-Updates sind vor allem freiwillige Maßnahmen. Bei einigen VW-Dieselautos hat das Kraftfahrtbundesamt allerdings eine verpflichtende Nachrüstung angeordnet.

Was können Fahrer von älteren Dieselmodellen tun?

Ein Software-Update ist für ältere Dieselautos mit den Abgasgrenzwerten Euro 4 und niedriger nicht vorgesehen, obwohl diese Fahrzeuge mehr als 40 Prozent des Fahrzeugbestandes in Deutschland ausmachen. Allerdings ist fraglich, ob die Kosten einer Nachrüstung bei älteren Modellen überhaupt im Verhältnis zum Nutzen stehen, da ein einfaches Software-Update hier kaum ausreicht. Die Hersteller bieten den Haltern dieser Fahrzeuge unterschiedliche Kaufanreize für einen Umstieg auf ein umweltfreundlicheres Auto an.

Sind auch weitergehende Nachrüstungen möglich?

Die Autoindustrie lehnt technische Umrüstungen wie etwa den Einbau größerer Harnstofftanks zur Abgasreinigung ab. Der ADAC fordert eine verpflichtende technische Nachrüstung mit Bauteilen, wo es technisch machbar und finanziell angemessen ist. Damit ließen sich, so der ADAC, bei modernen Dieselfahrzeugen der Euro-Klassen 5 und 6 Emissionen nachweislich um bis zu 90 Prozent reduzieren.

Wird die Umwelt durch die Nachrüstung sauberer?

Nach Angaben der Automobilbauer soll das Software-Update den Stickoxid-Ausstoß der Dieselfahrzeuge um 25 bis 30 Prozent senken. Alle betroffenen Autobesitzer sollten eine »rechtsverbindliche Garantie von 24 Monaten« bekommen, fordert der ADAC.

Nun sind Umtauschprämien und Rabatte im Gespräch. Was bedeutet das konkret?

Angesichts drohender Fahrverbote und sinkender Zulassungszahlen neuer Dieselautos kommt es unter den Automobilherstellern zu einer wahren Rabattschlacht. So kündigte VW an, Besitzern alter Dieselautos Preisnachlässe von bis zu 10 000 Euro zu gewähren. Das Angebot richtet sich an alle Fahrer eines beliebigen Diesel-Fahrzeugs der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4, die einen Euro-6-Neuwagen von VW oder von Audi kaufen. Entscheidet sich ein Kunde für den Rabatt, lässt VW den alten Wagen auf eigene Kosten verschrotten. Für den Erwerb von Autos mit alternativen Antriebsarten wie Erdgas- oder Elektromotor stellt VW bis zu 2380 Euro in Aussicht. Beide Rabatte gelten bis Ende 2017.

Ähnliche Angebote hatten bereits BMW und Toyota angekündigt. Daimler bietet den Besitzern alter Dieselfahrzeuge mit Abgasnorm Euro 1 bis Euro 4 bis Jahresende eine Umtauschprämie von 2000 Euro, wenn sie einen Mercedes-Diesel mit Euro 6, Plug-in-Hybrid oder einen elektrischen Smart kaufen. Für den Smart Electric Drive gibt es einen Rabatt von 1000 Euro. Die alten Autos müssen mindestens sechs Monate auf die aktuellen Besitzer zugelassen sein. Daimler zahlt zusätzlich den Wertausgleich für einen Euro-1- bis Euro-3-Wagen, wenn dieser verschrottet wird. Zu beachten ist: Euro-4-Diesel können nur beim Händler in Zahlung gegeben werden. Die Umtauschprämie soll es dann zusätzlich zum vereinbarten Preis geben.

Was ist zu beachten, wenn man einen neuen Diesel kauft?

Wer erwägt, ein Diesel-Neufahrzeug zu kaufen, sollte darauf achten, dass dieses auch im realen Betrieb niedrige Stickoxid-Emissionen aufweist. Das ist bei Einhaltung der seit September 2017 für neue Modelle vorgeschriebenen neuen Euro-6d-TEMP-Norm oder der ab 2020 gültigen Euro-6d-Norm der Fall. Agenturen/nd

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