nd-aktuell.de / 10.09.2017 / Wirtschaft und Umwelt

Agrarbündnis will Ausbau von Wiesenhof-Schlachthof stoppen

1000 Menschen demonstrieren gegen Erweiterung einer Fabrik des Fleischherstellers in Königs Wusterhausen

Königs Wusterhausen. Unter dem Motto »Wir haben Tierfabriken satt« haben mehrere hundert Menschen am Samstag vor dem Schlachthof des Geflügelfleischherstellers Wiesenhof in Königs Wusterhausen gegen den geplanten Ausbau protestiert. Laut Veranstaltern nahmen etwa 1000 Menschen an der Demonstration teil. Aufgerufen hatte ein Bündnis, dem 45 zivilgesellschaftliche Organisationen von Landwirtschaft bis Tierschutz angehören. Der Demonstrationszug führte vom Bahnhof in Königs Wusterhausen zum Schlachthof im Ortsteil Niederlehme. Im Anschluss fand ein »Fest für die Agrarwende« mit Essen, Konzerten und Kleinkunst vor dem Schlachthof statt.

Wiesenhof plant, die Kapazität auf die Schlachtung von 240.000 Tieren pro Tag zu verdoppeln. »Wir brauchen einen Umbau der Landwirtschaft zu mehr Klasse statt Masse«, sagte dagegen der Leiter der Kampagne »Meine Landwirtschaft/Wir haben es satt«, Jochen Fritz. Die Bevölkerung wolle eine gute Tierhaltung, meinte Fritz. »Und die Bauern, die uns gesund ernähren, ihre Tiere artgerecht halten und die Artenvielfalt schützen, müssen wieder von ihren Produkten leben können.« Das Bündnis »Wir haben es satt!« bezeichnet den geplanten Megaschlachthof als »ein Symbol der verfehlten Agrarpolitik der letzten Jahre«.

»Mit jeder Schlachthoferweiterung entstehen Megaställe, in denen 40.000 Tiere und mehr gehalten werden. Diese Tiere sehen nie Tageslicht, sind völlig überzüchtet und landen nach 36 Tagen in diesen Hühner-Schlachthöfen«, so Angela Dinter von der Tierschutzorganisation ProVieh.

Wiesenhof hatte die Schlachtzahlen bereits auf 160.000 Tiere hochgefahren. Dies wurde im Juni vom Landwirtschaftsministerium untersagt. Seitdem darf das Unternehmen täglich 120.000 Tiere töten. Damit sei allerdings keine Stilllegung von Maschinen und Anlagenteilen oder Abriss von Gebäuden verbunden, hieß es. Das Unternehmen hatte nach eigenem Bekunden die Produktionskapazität im vergangenen Jahr nach einem Großbrand in einem niedersächsischen Werk nach Niederlehme ausgelagert. Das Landesumweltamt sei über die »Notsituation« informiert gewesen. Der Antrag auf Verdoppelung der Schlachtkapazitäten wird von Wiesenhof seitdem weiter aufrecht erhalten.

Das Agrarwendebündnis fordert dagegen unter anderem die sofortige Bereitstellung von 500 Millionen Euro jährlich für den Umbau von Ställen. Agenturen/nd