Werbung

Keine Bemühungen um Sinti und Roma? Ignorant!

Karlen Vesper über eine mit dem Feuer spielende Bundesregierung, die abzuwählen ist

Im Lagerbuch von Auschwitz findet sich unter dem Datum 12. Mai 1944 der Eintrag: »Aus dem Kinderheim ›St. Josefspflege‹ in Mulfingen wurden 39 Zigeunerkinder eingeliefert. 20 Knaben bekamen die Nr. Z 9873 bis Z 9892, 19 Mädchen bekamen die Nr. Z 10629 bis Z 10647.« Auf den überlieferten Fotos der Kleinen schaut man in lachende Gesichter, eingerahmt von langen Zöpfen oder keckem Bubischnitt. Die Schutzbefohlenen einer katholischen Einrichtung hätten nach dem Willen des NS-Gauleiters schon längst ins Vernichtungslager deportiert sein sollen. Sie durften ein paar Tage länger leben - als »wissenschaftliche Objekte« für eine »Rassenhygienikerin«. Erst als das Nazifräulein die Kinder für ihre Doktorarbeit zur Genüge beäugt, vermessen, gequält hatte, gingen sie »auf Transport«. Von den 39 Kindern starben nur vier nicht gleich im Gas. Weil sie noch die Rüstungsindustrie (miss)brauchte.

Die Bundesregierung sieht keine Notwendigkeit für gesonderte Bemühungen um die Integration der Sinti und Roma. Die vielfach aus Süd- und Osteuropa zu uns kamen und kommen. Wo allein von Deutschen 238 000 Angehörige dieser Volksgruppe ermordet wurden. Insgesamt fiel eine halbe Million Sinti und Roma dem NS-Rassenwahn zum Opfer. Schuldvergessen? Welches Zeichen setzt man derart?! Zumal Antiziganismus noch immer durch die Gesellschaft wabert. Und jeder dritte Deutsche Sinti und Roma als Nachbarn »sehr unangenehm« fände. Diese ignorante, mit dem Feuer spielende Bundesregierung ist abzuwählen!

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal