Die Liga ist wichtiger

Auf gleich neun Positionen umbesetzt unterliegt der 1.FC Union im DFB-Pokal in Leverkusen

  • Andreas Morbach
  • Lesedauer: 3 Min.

Trotz eines guten Pokalauftritts erreicht der 1. FC Union Berlin nach späten Gegentoren nur ein 1:4 bei Bayer Leverkusen. Der Bundesligist lobt die Köpenicker dennoch.

Von Andreas Morbach, Leverkusen

Rund um die BayArena war schon wieder tiefe Ruhe eingekehrt, nur an der Einfahrt zur Tiefgarage machte noch ein Dutzend Berliner Rabatz. Die durchhaltekräftigsten Fans von Union wollten partout noch warten, bis der Mannschaftsbus der Köpenicker aus dem Bauch des Stadions herauf gerollt kam. Das 1:4 in der zweiten Pokalrunde in Leverkusen vermochte den munteren Menschen aus der Hauptstadt die gute Laune jedenfalls nicht zu verderben. Im Gegenteil: Wie die meisten aus der besiegten Gästeelf werteten sie den Ausflug ins Rheinland als geglückte Probe für das eigentliche Saisonziel: Den Aufstieg in die Bundesliga, den das Team von Jens Keller im Frühjahr noch knapp verpasste.

Als Tabellenvierter hat sich Union nach dem ersten Drittel der Saison dabei in eine angenehme Lauerstellung hineingespielt. Am Sonnabend hatte es ein 3:1 gegen Fürth gegeben, am Sonntag wird die Reise wieder Richtung Westen gehen, dann ins 55 Kilometer von Leverkusen entfernte Duisburg. Und dass Trainer Keller zwischendurch im Cup seine Startelf noch kräftiger durcheinander wirbelte als sein ebenfalls nicht zimperlicher Kollege Heiko Herrlich war ein klares Signal dafür, wo der Coach seine Prämissen setzt. Im Vergleich zur Partie gegen Fürth baute er sein Ensemble gleich auf neun Positionen um, Herrlich kam drei Tage nach dem 5:1-Coup in Mönchengladbach auf sechs Umstellungen.

Vor einem Pokalduell bei einem der qualitativ am besten bestückten Bundesligisten eine derartige Rotationsmaschinerie anwerfen zu können, ohne dass sich dabei einer der zahlreichen Reservisten auf den Schlips getreten fühlt - das ist eine der großen Errungenschaften von Jens Keller seit seiner Ankunft in Berlin im Sommer 2016. Gemessen am Pokal-Aus in Dortmund, ein Jahr zuvor zum gleichen Zeitpunkt nach Elfmeterschießen, war das nackte Ergebnis zwar ein Rückschritt. Doch speziell aus der zweiten Halbzeit zog der Zweitligist viel Zuversicht, trotz der drei Gegentreffer.

Vor der Pause insgesamt noch etwas bedächtig und anfällig bei den schnellen Leverkusener Angriffen, erwiesen sich die Gäste ab der 46. Minute als ebenbürtiger Kontrahent. Der Lohn für die neu entdeckte Verve war der rasche Ausgleich durch Dennis Daube unmittelbar nach Wiederanpfiff. Erst die zwei späten Gegentreffer durch Wendell, der einen fragwürdigen Elfmeter verwandelte, und das Freistoßtor von Charles Aranguiz schraubten das Resultat in eine unangemessene Höhe.

»Aufgrund der zweiten Hälfte wäre ein Weiterkommen von uns nicht unverdient gewesen. Ich bin mit der Mannschaft wahnsinnig zufrieden«, kommentierte Keller also. Mit Bayers Übungsleiter ging der 46-Jährige da weitgehend d’accord, der frühere Stürmer Herrlich meinte: »Die Berliner waren sehr mutig, haben sehr gut gepresst - so wie wir das erwartet haben. Nach dem Ausgleich wurden sie noch stärker, unser Sieg ist am Ende zu hoch ausgefallen.«

Deshalb feierten die 3200 mitgereisten Anhänger von Union, die ihre Bundesligatauglichkeit bereits eindrucksvoll unter Beweis stellten, ihr Team auch eine halbe Stunde nach Spielschluss beim Auslaufen noch lautstark. »Wenn man sieht, was unsere Fans hier abgeliefert haben - da kann ich einfach nur ein Riesenkompliment aussprechen«, betonte Torschütze Daube. Während Kapitän Steven Skrzybski vor der Rückreise nach Berlin ein positives Testergebnis zu verkünden hatte. »Wir wollten sehen, wie weit wir schon sind. Das war schließlich ein Gegner aus der Bundesliga, und da wollen wir unbedingt hin«, erwähnte der 24-jährige Offensivspieler, ehe er befand: »Wir haben mehr als nur mitgehalten.«

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