Trumps Banker heißt Powell

Nach dem neuen Fed-Chef soll die Steuerreform folgen

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Dem Dow Jones hat die Nominierung von Jerome Powell als Nachfolger für Janet Yellen auf dem wichtigen Posten des Fed-Chefs erst einmal ein Rekordhoch verschafft. Der von US-Präsident Donald Trump präsentierte Kandidat wird von Beobachtern als »Sicherheitswahl« eingestuft. Der frühere Wirtschaftsanwalt und steinreiche Investmentbanker, der unter Bush sen. auch im Finanzministerium arbeitete, ist zwar Republikaner; doch steht er nach Experteneinschätzung für Kontinuität an der Spitze der mächtigsten Zentralbank der Welt. So dürfte er die behutsame Zinspolitik der im Februar gehenden Amtsinhaberin fortsetzen.

Powell gehört seit 2012 dem Gouverneursrat der Federal Reserve an und hat Yellen seitdem stets unterstützt. Auch der Präsident lobte den 64-Jährigen bei der Vorstellung als »Konsensstifter für die vernünftige Geldpolitik, an die er glaubt«. Dabei hatte er dessen Chefin im Wahlkampf noch scharf als Erfüllungsgehilfin von Präsident Barack Obama attackiert. Inzwischen setzt Trump selbst auf niedrige Zinsen zur Stimulierung der US-Wirtschaft, will aber wohl wie bei der Gesundheitsreform zeigen, dass er mit dem Erbe des Demokraten aufräumt. Traditionell belassen Neulinge im Weißen Haus die vom Vorgänger ernannten Notenbankdirektoren im Amt. Für Powell habe wohl seine angedeutete Bereitschaft gesprochen, eine von Trump angestrebte Lockerung der nach der Finanzkrise eingeführten Bankenregulierung mitzutragen. Sollte er jetzt die erforderliche Mehrheit im Senat erhalten, wäre Powell der erste Fed-Chef seit Generationen ohne Abschluss in Wirtschaftswissenschaften.

Bringt der Präsident den Kandidaten durch den Kongress, könnte das auch Rückenwind für die angestrebte große Steuerreform bedeuten. Trump braucht dringend einen innenpolitischen Erfolg. Am Freitag haben die Republikaner im Repräsentantenhaus ein Konzept vorgestellt, das an seinen früheren Entwurf anknüpft. Laut Mehrheitsführer Paul Ryan werde die Reform der Mittelschicht zugute kommen. So soll eine vierköpfige Familie mit mittlerem Einkommen künftig im Schnitt jährlich 1182 Dollar (rund 1000 Euro) weniger Steuern zahlen. Die oppositionellen Demokraten sehen dagegen vor allem ein Projekt für die ohnehin Reichen im Lande - zählen zu seinen zentralen Elementen doch neben höheren Grundfreibeträgen und einer Vereinfachung des Einkommensteuersystems die Abschaffung der Erbschaftsteuer sowie eine deutliche Senkung der Körperschaftsteuer. Kommentar S.2

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