Länger twittern

Kurznachrichtendienst erhöht Zeichenlimit

  • Lesedauer: 2 Min.

San Francisco. Twitter verdoppelt die maximale Länge von Tweets auf 280 Zeichen und hofft, damit Nutzer unter anderem in Deutschland aus der Reserve zu locken. Die Aufstockung ist die radikalste Veränderung des Konzepts von Twitter seit dem Start des Dienstes 2006. Ein seit Ende September laufender Test habe positive Ergebnisse gebracht, erklärte Twitter. Twitter-Chef Jack Dorsey hatte jüngst Deutsch speziell als eine der Sprachen hervorgehoben, für die das seit Gründung des Dienstes 2006 geltende Limit von 140 Zeichen zu knapp gewesen sei.

Twitter-Fans sorgen sich zugleich, dass mehr Freiraum die Nutzer dazu verleiten könnte, schwammiger zu formulieren. Laut Twitter gibt es dazu keinen Grund zur Sorge: »Während der Testphase waren nur rund zwei Prozent aller Tweets länger als 190 Zeichen.« Nur fünf Prozent hätten die Obergrenze von 140 Zeichen überschritten.

Als einer der Ersten nutzte US-Präsident Donald Trump die neue Freiheit. Er schrieb einen 216 Zeichen langen Tweet auf seiner Reise durch Asien. Der US-Präsident gehört mit seinen umstrittenen Tweets zu den bekanntesten Nutzern des Kurznachrichtendienstes.

Twitter kämpft seit Jahren mit einem zögerlichen Wachstum der Nutzerzahlen und roten Zahlen. Vergangenes Quartal stieg die Zahl mindestens einmal im Monat aktiver Nutzer um vier Millionen auf 330 Millionen. Facebook - ein Rivale um Online-Werbegelder - hat über zwei Milliarden aktive Nutzer. Für Dorsey sind längere Tweets ein Weg, Twitter attraktiver zu machen.

»Es hat sich gezeigt, dass in den Ländern aktiver getwittert wird, in denen die Twitter-Nutzer nicht so schnell an eine Zeichen-Obergrenze stoßen«, so Twitter. In China, Korea und Japan bleibe das Limit bestehen, weil Schriftzeichen die Möglichkeit böten, Gedanken auf weniger Raum auszudrücken. Die Begrenzung stammt noch aus der ersten Twitter-Variante, die an die Zeichenzahl von SMS gebunden war.

Die Twitter-Aktie reagierte auf die Neuerung am Mittwoch mit einem zeitweisen Plus von rund 1,3 Prozent im vorbörslichen Handel. Kritiker hatten Twitter darauf hingewiesen, dass die Beseitigung von Hassreden, Falschinformationen und Mobbing dringlicher seien. Der Kurznachrichtendienst steht wie Facebook unter politischem Druck in den USA, weil mutmaßlich russische Accounts den Dienst im US-Präsidentschaftswahlkampf für Propaganda missbraucht hatten.

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