Ramelow: Umbau bei Opel geht nicht ohne Belegschaft

Thüringer Ministerpräsident: Management muss sich mit den Betriebsräten an einen Tisch setzen

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Erfurt. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) dringt darauf, dass der französische PSA-Konzern den Umbau bei Opel mit der Belegschaft angeht. »Auch ein französisches Unternehmen muss wissen, dass Veränderungsprozesse, die schmerzlich sind, nur gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung möglich sind«, sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Am Donnerstagvormittag stellte Opel-Chef Michael Lohscheller zusammen mit PSA-Chef Carlos Tavares einen »Zukunftsplan« für den Autobauer mit deutschen Standorten in Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz vorlegen.

Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall verlangen in einem internen Forderungskatalog bereits den Verzicht auf Werksschließungen sowie den Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen über das Jahr 2018 hinaus. Ramelow forderte das Management von Opel und PSA auf, sich mit den Betriebsräten an einen Tisch zu setzen. Es müssten Zahlen und Fakten vorgelegt werden, ebenso Angaben zu den geplanten Veränderungsschritten.

Opelumbau

Rüsselsheim. Der drastische Umbau des Autoherstellers Opel macht auch vor dem obersten Management nicht Halt. «Selbstverständlich werden ich und mein Team dazu beitragen», sagte der neue Opel-Chef Michael Lohscheller am Donnerstag in Rüsselsheim bei der Präsentation der Umbaupläne. Das Management werde schlanker, das Board of Directors von neun auf sechs Mitglieder reduziert. «Veränderungen müssen an der Spitze beginnen. Die Treppe wird von oben gekehrt», sagte Lohscheller. «Bei unserer Suche nach Kostenreduzierungen drehen wir jeden Stein um.»

Der Autobauer will die Kosten deutlich senken, bei seinem Neustart aber auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Auch Werkschließungen seien nicht geplant, berichtete das vom französischen PSA-Konzern übernommene Unternehmen. Die Lohnkosten sollen über Abfindungen, Vorruhestand, innovative Arbeitszeitkonzepte, Altersteilzeit sowie Kurzarbeit in einigen Bereichen gesenkt werden. dpa/nd

Gleichzeitig nannte Thüringens Regierungschef Veränderungen bei Opel »dringend notwendig«. Die Modellplattformen des früheren Eigentümers General Motors würden dem europäischen Markt nicht gerecht. »Opel braucht moderne Plattformen für seine Autos.« Sie sollten auch den Einsatz von Elektroantrieben ermöglichen.

Autoexperten erwarten, dass bei Opel keine weiteren eigenständigen Modelle mit General-Motors-Technik mehr kommen. Das könnte auch für den Mokka-Nachfolger gelten, der eigentlich im Thüringer Opel-Werk in Eisenach gebaut werden sollte. Ramelow wollte sich dazu nicht äußern. »Mir ist aber wichtig, dass in Eisenach auch in Zukunft ein eigenes Modell produziert wird.«

Ramelow hatte sich zu Wochenbeginn zusammen mit Regierungsvertretern der beiden anderen Opel-Länder Hessen und Rheinland-Pfalz mit dem Betriebsrat in Rüsselsheim getroffen. Die drei Bundesländer erwarteten vom Management Schritte, »damit das Unternehmen mit allen Werken zukunftsfest gemacht wird«, betonte Ramelow. Es gebe mit PSA eine gute Chance. Nach seiner Auffassung sollte es zwischen den drei deutschen Standorten eine »vernünftige Verbundstrategie geben«.

Opel beschäftigt europaweit 38.000 Mitarbeiter, davon 19.000 in Deutschland. In Eisenach bauen derzeit rund 1800 Beschäftigte die Kleinwagenmodelle Corsa und Adam. dpa/nd

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