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Schiedsrichter sollen sich neu organisieren

Ligaverband fordert eine Ausgliederung aus dem DFB

  • Alexander Sarter und Nicolas Reimer, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 2 Min.

Abpfiff für den DFB, Anpfiff für die Klubs: Um die Dauerdiskussion über den Videobeweis und die Schiedsrichter zu beenden, hat DFL-Boss Christian Seifert klare Ansagen an alle Beteiligten gemacht. Wenn es nach dem Willen der Deutschen Fußball Liga geht, soll den Querelen bei den Referees durch eine Ausgliederung aus dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach englischem Vorbild ein Ende gesetzt werden.

Als Vorbild zu einer strukturellen Neuordnung des Schiedsrichterwesens außerhalb des DFB sollen die vom Verband unabhängigen Profi-Referees der englischen Premier League dienen. Auf der Insel wurde die Schiedsrichtergesellschaft PGMOL (Professional Game Match Officials Limited) 2001 aus dem Verband FA ausgegliedert. Die FA ist Mehrheitsgesellschafter der PGMOL, die Premier League Mitgesellschafter. »Dabei geht es um transparente Strukturen, klare Verantwortlichkeiten und die Fokussierung auf das Wesentliche«, äußerte Seifert: »Eine eigenständige Schiedsrichterorganisation wäre zudem auch im Sinne des DFB selbst.«

Das sieht der DFB allerdings anders. »Ich halte jetzt nichts davon, in irgendwelchen Zuständigkeitsfragen das zu verdecken, was eigentlich das Thema ist: Dass wir nämlich diesen Videobeweis zum Erfolg bringen müssen«, sagte Präsident Reinhard Grindel. Auch Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich ist skeptisch. Der Vorsitzende der Elitekommission sieht seine Abteilung schon jetzt »auf einem guten Weg«. »In den vergangenen Jahren wurde sehr viel verbessert und professionalisiert«, sagte Fröhlich: »Die Rahmenbedingungen für die Schiedsrichter sind deutlich besser geworden, sowohl was Transparenz, Honorierung als auch Einsatzplanung angeht.«

Dennoch hofft Seifert auf ein Einlenken des DFB. »Dass wir als DFL jährlich 17 Millionen Euro in das Schiedsrichterwesen investieren und der DFB ebenfalls einen Millionenbetrag, rechtfertigt bereits eine eigenständige Organisation«, sagte der 48-Jährige: »Es würde mich wundern, wenn es beim DFB kein Verständnis dafür gäbe.« Seifert stellt sogar mehr Geld in Aussicht: »Ein transparentes System für den Schiedsrichteretat von über 20 Millionen Euro hätten wir lieber heute als morgen.«

Dabei geht es für Seifert auch darum, den zuletzt immer wieder aufgetretenen Zoff bei den Unparteiischen zukünftig zu vermeiden. »Uns hat die Situation gezeigt, dass stabile Strukturen für die Schiedsrichter fehlen. Dass nicht alle an einem Strang ziehen«, sagte er.

Mit Blick auf den Videobeweis geht Seifert von einer Beruhigung der Lage aus, wenn es eine Rückbesinnung auf die Ausgangslage gibt. »Die ursprüngliche Idee des Videoassistenten war ja, glasklare Fehler zu korrigieren. Leider wurde aber bislang zu oft eingegriffen, wenn kein glasklarer Fehler vorlag«, sagte Seifert. Laut dem DFL-Boss sollte »noch klarer herausgearbeitet werden, was eine glasklare Fehlentscheidung ist. Nur dann kann der Videoassistent eingreifen.« SID/nd

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