Der Gipfelkreuz-Säger geht wieder um

Unbekannte Täter erneut in den bayerischen Bergen unterwegs - über die Motive wird weiterhin gerätselt

  • Rudolf Stumberger, München
  • Lesedauer: 2 Min.

Erneut haben unbekannte Täter im bayerischen Oberland ein Gipfelkreuz zerstört. Wie die Polizei mitteilte, ist das etwa vier Meter hohe Holzkreuz am Kotzen im Karwendelgebirge von »einem oder mehreren unbekannten Tätern« abgesägt worden. Ein Wanderer hatte den Schaden bereits vor einigen Tagen gemeldet. Das Kreuz auf dem 1766 Meter hohen Kotzen war in einem Metallfundament eingefasst. Die Täter haben laut Polizei die Säge oberhalb des Metalls angesetz. Es handelt sich dabei um die sechste Attacke auf ein Gipfelkreuz innerhalb von eineinhalb Jahren. Ein mögliches Motiv für die Tat könne Religionskritik sein, so die Vermutung.

Unter Verdacht steht natürlich sofort der Gipfelkreuz-Hacker, der im vergangenen Jahr in den Bergen um Lenggries unterwegs war. Etwa auf dem Gipfel des Schafreuter (2102 Meter). Von hier oben reicht der Blick weit bis auf den Karwendelhauptkamm und die Bayerischen Voralpen. Eigentlich ein friedliches Fleckchen Erde. Doch zuerst beschädigte im August 2016 ein unbekannter Täter das vor 14 Jahren von der Alpenvereins-Sektion Bad Tölz errichtete Kreuz - so wie zwei andere Bergkreuze zuvor. Dann errichteten Mitglieder der rechtsextremen »Identitären«-Bewegung - sie wird vom Verfassungsschutz beobachtet - ein neues Holzkreuz. »Da wir den Gipfel nicht bis zum Errichten eines passenden Kreuzes nackt lassen wollten, packten wir kurz entschlossen selbst an«, brüstet sich die Gruppe auf ihrer Facebook-Seite. Ein Zeuge hatte die Gipfel-Aktion beobachtet. Das Kreuz der Identitären wurde schließlich durch ein neues Holzkreuz des Alpenvereins ersetzt. Aber auch das wurde umgesägt.

Das erste Kreuz erwischte es um Pfingsten 2016 herum bei der Dudl-Alm im Längental nahe der Benediktenwand. Am letzten Juli-Wochenende dieses Jahres schlug dann ein Unbekannter am Prinzkopf, einem Gipfel neben dem Schafreuter, zu. Dabei wurde er von zwei Hirten beobachtet, die die Polizei benachrichtigten. Die einheimische Bevölkerung rätselt seither über die Motive des Täters, nach Augenzeugen ein Mann mittleren Alters mit dunklen Haaren.

Eine erste These über den Axt-Täter brachte damals Josef Mayr, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Tölz, ins Spiel. Er war bei seiner Recherche im Internet auf die Freidenker-Vereinigung in der Schweiz gestoßen, die sich gegen religiöse Symbole im öffentlichen Raum ausspricht. Auch Bergsteiger-Idol Rheinhold Messner hatte in einem Interview bekundet, er finde religiöse oder weltanschauliche Symbole auf Berggipfeln unpassend. Ob derartige Motive auch auf den Gipfelkreuz-Gegner zutreffen, ist bislang aber ungeklärt, Hinweise gibt es nicht.

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