Bonsai- Fußball

Frank Stiller ist Deutscher Meister in Subboteo und spielt für San Remo

  • Lesedauer: 3 Min.

Subboteo - das hört sich nach allem Möglichen an - auf Tischfußball muss einer in diesem Zusammenhang erst mal kommen!

Der Mann, ein Engländer namens Peter Adolph, der das Spiel 1947 zum Patent anmeldete, war von Beruf Ornithologe. Daher wohl die Namensinspiration: falco subboteo ist der Baumfalke.

Die amtliche Sammelbezeichnung ist ja Sport-Tischfußball. Wie viel Sport ist da drin?

Viel. An einem Ligawochenende absolvieren wir zwischen sieben und acht Matches, und das von jeweils 9 Uhr morgens bis abends um 19 oder 20 Uhr. Hinterher spürst du vor allem deinen Rücken.

Bislang wäre mir beim Stichwort Tischfußball nur Kicker und Tipp-Kick eingefallen.

Tipp-Kick wäre für mich nie eine Option gewesen, mit diesen lediglich zwei Spielfiguren, die dem Ball nur hinterherlaufen. Beim Subboteo dirigiere ich ein komplettes Team, zehn Mann auf dem Feld und einen Torwart. Ich trage Angriffe über mehrere Stationen vor. Das fordert dich im Kopf und konditionell. So ist Subboteo dem echten Fußball deutlich näher.

Eine Art Bonsai-Fußball, könnte man sagen, denn es ist ja auch viel Strategie und Taktik im Spiel.

Es ist eine Mischung aus Fußball, Billard und Schach. Jede Ballaktion müssen wir exakt im Voraus planen und vor dem geistigen Auge imaginieren. Und zudem sollte jeder jederzeit auch die Positionierung aller Spieler seines Teams im Auge haben.

Vielleicht könnte Subboteo ja sogar das Taktiktraining im echten Fußball ergänzen?

Keine schlechte Idee. Auch Topstars wie Ronaldo haben unseren Sport schon ausprobiert, und in Italien hat sich Subboteo längst fest in der Freizeitkultur etabliert.

Einst haben sie ja auch als Mittelfeldspieler für den TSV Burgdorf in der Landesliga gekickt. Warum machen Sie das nun nicht mehr bei den Alten Herren?

Einerseits steigt mit wachsendem Lebensalter das Verletzungsrisiko erheblich, andererseits willst du aber dem Fußball treu bleiben. Subboteo ist die ideale Alternative.

Entdecken Sie heute am Spieltisch die eine oder andere Parallele zu Ihren einstigen Rasenkämpfen?

Natürlich. Bei Subboteo wird alles umgesetzt, was es im Feldfußball gibt: Einwurf, Eckball und Elfmeterschießen, man kann den Gegner umdribbeln und muss auf die Abseitsfalle aufpassen…

Auch dribbeln - wie funktioniert das denn?

Okay, vielleicht sollte man es besser Curling als Dribbling nennen. Wir schnippen die Subboteo-Figuren ja mit dem Finger. Wenn man sie entweder links- oder rechtsseitig trifft und dabei letztlich noch etwas anhebt, bekommt sie den nötigen Effekt, um auf einer kurvigen Bahn den Ball zu erreichen.

Wird eher durchs Zentrum oder über die Flanken angegriffen?

Die meisten wählen die Außenseiten, weil die Mitte schwieriges Terrain ist: zu viele Verteidiger, die da im Wege sind.

Ist Subboteo das klischeehafte typische Hobby für kleine und große Jungs?

Irrtum, auch Mädchen und Frauen begeistern sich für unseren Sport, und es gibt viele Open-Turniere. Wir sind völlig gendergerecht. Frauen gehören zur absoluten Leistungsspitze.

Spiegelt Subboteo Feldfußball denn besser wider als beispielsweise Kicker?

Einerseits gibt es im Kickersport Weltklasseleute. Andererseits sind die Figuren ja an Stangen fixiert, entsprechend sind komplexe Spielzüge beim Kickern kaum vorstellbar.

Aber Kicker ist ja schon fast Kult, Subboteo nicht. Ärgert Sie das eigentlich?

Aber nein, Kicker ist ein ganz anderes Spiel. Und stünden überall Subboteo-Tische, wären vermutlich bald die Figuren weg...

Neuerdings starten Sie auch international, nämlich im Trikot von San Remo. Wie fühlt sich das an?

Großartig, und ich freue mich schon darauf, beim nächsten Heimspiel meine Teamkameraden vor großer Kulisse in Italien zu treffen.

Subboteo in Deutschland: weitere Infos unter www.dstfb.de

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