Im Westen nichts Neues

Der 1. FC Köln verliert auch gegen Hertha BSC, Trainer Peter Stöger bleibt trotzdem - zumindest bis zum kommenden Spieltag

  • Holger Schmidt, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Der 1. FC Köln spielt in der Frage nach der Zukunft von Trainer Peter Stöger auf Zeit - die Verpflichtung eines neuen starken Mannes im Sportbereich ist aber nicht absehbar. Der großen Aufregung am Geißbockheim folgte am Montag die Jobgarantie für den Coach, aber ausdrücklich nur für die nächste Partie. »Peter Stöger bereitet die Mannschaft auf das Spiel auf Schalke vor und wird auch auf der Bank sitzen«, teilten Vizepräsident Toni Schumacher und Geschäftsführer Alexander Wehrle mit.

Die Zweifel daran, dass der beliebte Stöger die Trendwende schaffen kann, sind nach der schlechtesten 13-Spiele-Bilanz der Bundesligahistorie mit nur zwei Punkten aber gewachsen. Nach der bitteren 0:2 (0:1)-Heimniederlage gegen Hertha BSC am Sonntagabend hatten die Bosse Bekenntnisse noch verweigert und sich stattdessen im Haus von Präsident Werner Spinner zu einer spontanen Sitzung getroffen. Das halbherzige Bekenntnis zum Erfolgscoach der vergangenen vier Jahre überrascht. Denn vor dem Hertha-Spiel hatte Schumacher eine Grundsatzentscheidung angekündigt. »Wir wissen, dass aus den nächsten Spielen Punkte geholt werden müssen. Wenn das nicht der Fall ist, muss man sich zusammensetzen und überlegen.«

Diese generelle Entscheidung über Stögers langfristige Zukunft will der FC offenbar dem neuen Sportchef überlassen. Die Verpflichtung von Wunschkandidat Horst Heldt gestaltet sich nach ungeschickten Aussagen Schumachers aber schwieriger als ohnehin schon. »Wir haben natürlich mitbekommen, dass in Hannover in der Führungsriege so einige Dinge nicht stimmen«, hatte der frühere Nationaltorhüter gesagt und damit 96-Präsident Martin Kind mächtig verärgert. Schumachers Aussagen seien »niveaulos« und inhaltlich »dummes Zeug«, schimpfte Kind und schaltete nun endgültig auf stur. »Tausendprozentig« werde Heldt bleiben, sagte der Präsident. Zumal Kind dem offenbar durchaus wechselwilligen Heldt eine vorzeitige Beförderung zum Geschäftsführer in Aussicht stellte. Heldt erschien am Montag in Hannover zum Business Lunch mit Sponsoren und sagte: »Wenn ich auf dem Sprung nach Köln wäre, wäre ich heute nicht hier.« Eine Entscheidung über die Zukunft des gebürtigen Rheinländers soll in den nächsten Tagen fallen: »Ich werde in dieser Woche natürlich noch mit Martin Kind sprechen.«

Fakt ist: Die sportliche Lage des 1. FC Köln wird zunehmend hoffnungsloser. Und zwischen den Zeilen lassen sich auch bei den Spielern durchaus Zweifel am Coach heraushören. Routinier Claudio Pizarro kritisierte: »Wir haben zu defensiv gespielt, sind immer nur hinterher gelaufen.« Auf die Frage, ob das an einer falschen Taktik gelegen habe, antwortete der 39-Jährige: »Das weiß ich nicht. Aber ein paar Sachen müssen wir korrigieren.«

Kapitän Matthias Lehmann, einer der Lieblingsspieler Stögers, erklärte: »Wir müssen weiterarbeiten, egal in welcher Konstellation.« Konkret nach Stöger befragt, antwortete er: »Wir haben zwei Punkte, aber es ist nicht meine Aufgabe, den Trainer zu köpfen. Das ist Aufgabe der Leute oben oder vom Trainer selbst.« Stöger schloss einen Rücktritt weiter kategorisch aus: »Da könnt ihr mich jede Woche fragen. Da könnt ihr auch denken, dass ich nicht ganz dicht bin.«

Die Kölner Fans haben Humor und Optimismus derweil nicht verloren. Am Sonntagabend wurde bei Facebook eine Gruppe zur Veranstaltung »1.FC Köln Aufstiegsfeier 2019« gegründet. Am Montagmittag hatten bereits 1000 Fans ihre Teilnahme am Termin bestätigt, mehr als 2000 hatten ihr Interesse bekundet. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal