Riesenrad soll leuchten

Konkrete Pläne für den Spreepark vorgestellt / Anwohner kritisieren Verkehrskonzept

  • Marina Mai
  • Lesedauer: 3 Min.

»Das Riesenrad im Spreepark wird sich wieder drehen.« Das erklärte Tilman Latz von der Planungsfirma Latz + Partner am Donnerstagabend auf dem dritten Dialogforum zur Entwicklung des Spreeparkes im Rathaus Treptow. »Wir waren positiv überrascht, dass die Grundkonstruktion des Riesenrades in einem guten Zustand ist.« 1969 wurde das Riesenrad als weit sichtbares Wahrzeichen im damaligen Kulturpark der DDR errichtet. Nach dem Riesenrad im Wiener Prater war es seinerzeit mit einer Höhe von 45 Metern das zweitgrößte Europas. Seit der Schließung des Spreeparks 2001 modert es vor sich hin. In diesem Herbst wurde das Getriebe geschmiert, damit es bei Wind nicht mehr so schaurig quietscht. »Es wird die große Attraktion des neuen Parks sein«, sagt Tilman Latz. Abends soll es weit sichtbar leuchten. Allerdings, so räumt Latz ein, gäbe es einige Tiere im Landschaftsschutzgebiet Plänterwald, die das nicht mögen würden.

Mehrere Gondeln sowie die Steuerungstechnik seien reparaturbedürftig. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis mit der Reparatur überhaupt begonnen werden darf. Die Grün Berlin GmbH, die den Park betreibt, will zuerst ein Wirtschaftskonzept und ein Betreiberkonzept erarbeiten. Und der Bezirk Treptow-Köpenick muss sein Bebauungsplanverfahren abschließen, bevor im Park etwas gebaut werden darf. Ausnahme: Das einsturzgefährdete Eierhäuschen, ein denkmalgeschütztes historisches Ausflugsrestaurant am Spreeufer, wird bereits jetzt saniert.

Anfang 2014 hat das Land Berlin den seit 2001 von Ex-Betreiber Norbert Witte verlassenen und überschuldeten Spreepark zurückgekauft. Seitdem hat die landeseigene Grün Berlin Gifte aus dem Boden geholt, Bauten gesichert und eine Planungsfirma beauftragt, den Park zu entwickeln.

Ein Vergnügungspark wird an der Spree nicht wieder entstehen, so viel steht fest. Planer Tilman Latz: »Das ist an diesem Ort nicht wirtschaftlich. Und die Anwohner akzeptieren den Lärm nicht mehr.« Stattdessen entsteht ein Kunst- und Kulturpark, in dem das Riesenrad das einzige Fahrgeschäft sein wird. »Aus laut wird leise. Aus schwer wird leicht. Und aus schnell wird langsam«, beschreibt Tilman Latz die Vision des Parkes. Innerstädtische grüne Oasen könnten verhindern, dass sich an den Wochenenden Blechlawinen aus der Stadt hinaus ins Umland bewegen.

Die Planer bekennen sich zur Geschichte des Ortes: Sie wollen sowohl Erinnerungen an Kultur- und Spreepark als auch an die Gärtnereien, die hier vor 1969 standen, aufleben lassen. Aus den Resten der Achterbahn entsteht ein Baumwipfelpfad. Denn rund um die Ruine des Fahrgeschäftes hat sich die Natur längst Raum zurückerobert. Es sind hohe Bäume gewachsen. Latz: »Das lässt sich mit Kunst kombinieren. Vielleicht entwickeln Künstler Ideen, wie man die Achterbahn mit farbigen Brillen begehen kann, sodass eine ganz andere Wahrnehmung entsteht.« In der alten Werkzeughalle könnten Veranstaltungen stattfinden. Andere Fahrgeschäfte werden in Imbissstände, Toiletten oder Spielplätze umgewandelt.

Der Planungsstab hat Bürger in die Ideenfindung einbezogen: unmittelbare Anwohner, Künstler, Naturschützer und Tourismus-Vermarkter. Streitpunkt ist die Anreise zum Spreepark. Zwar setzen die Entwickler auf öffentliche Verkehrsmittel. »Aber ohne Parkplätze bekommen wir keine Gastronomie genehmigt«, sagt Latz. Anwohner bestreiten das, genauso wie die Notwendigkeit des Ausbaus des Dammweges (»nd« berichtete). »Das ist mit uns nicht zu machen«, sagt Klaus Mannewitz von der Anwohnergruppe »pro Plänterwald«.

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