Seehofer macht Weg für Söder frei

CSU-Landtagsfraktion spricht sich einstimmig für Kandidatur von Markus Söder aus / Innenminister Herrmann verzichtet auf Kampfkandidatur / Seehofer will CSU-Chef bleiben

  • Lesedauer: 2 Min.

München. Die CSU-Landtagsfraktion hat sich einstimmig für Finanzminister Markus Söder als Spitzenkandidat für die bayerische Landtagswahl im kommenden Jahr ausgesprochen. Söder wurde auf der Fraktionssitzung am Montag per Akklamation gekürt, wie Fraktionschef Thomas Kreuzer in München mitteilte. Der amtierende Regierungschef Horst Seehofer hatte zuvor seinen Verzicht erklärt, will aber Parteivorsitzender bleiben.

Der Wechsel im Amt des Regierungschefs soll nach CSU-Angaben im ersten Quartal des kommenden Jahres erfolgen. In der Fraktionssitzung verzichtete der als möglicher Kontrahent geltende bayerische Innenminister Joachim Herrmann am Montag auf eine Kampfkandidatur gegen Söder.

Seehofer hatte zuvor in der Fraktionssitzung angekündigt, das Amt des Regierungschefs aufzugeben. Den Parteivorsitz will er aber behalten. Nach der Fraktionssitzung ist noch eine Vorstandssitzung geplant. Mitte Dezember sollen auf einem Parteitag die Personalentscheidungen endgültig geklärt werden.

Einen Wechsel nach Berlin schloss Seehofer unterdessen nicht aus, wie es in der engsten Parteispitze hieß. Herrmann will seinerseits nicht mehr in ein künftiges Bundeskabinett wechseln. »Staatsminister Herrmann hat erklärt, dass sein Platz in München ist«, berichtete Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer nach der Sitzung. Herrmann wolle wieder für den Landtag kandidieren.

Söder sprach nach der Fraktionssitzung in München von einem »neuen Kapitel« bei der CSU. Es gehe nach dem langen Führungsstreit in der Partei nun darum »wieder mehr miteinander als übereinander« zu reden, »Gemeinsamkeit wieder herzustellen« und sich »unterzuhaken«. Er nehme »die Aufgabe mit Mut, aber auch mit Demut an«.

Söder sicherte zudem Seehofer seine »volle Rückendeckung und volle Unterstützung für den Parteivorsitz« zu. Vor der Entscheidung Herrmanns, sich aus dem Machtkampf zurückzuziehen, habe er »großen Respekt«. Herrmann werde »eine ganz wichtige Säule in der bayerischen Politik bleiben«.

Seehofer und Söder galten über Jahre hinweg als erbitterte Gegner. Erst in den vergangenen Tagen hatte sich Seehofer mehrfach positiv über seinen Minister geäußert. Entscheidend auf dessen Weg zur Macht war vor allem der große Rückhalt für ihn in der Fraktion. Seehofer sei nun klar geworden, dass es eine befriedende Lösung gegen den Willen der Fraktion nicht geben könne, hieß es.

Der Machtkampf in der CSU hatte in den vergangenen Wochen für Verwerfungen bis hinein ins bayerische Kabinett geführt. Und noch vor wenigen Tagen wurden unzutreffende Nachrichten von einem Spitzentreffen bei Seehofer publik. Seehofer kritisierte denjenigen, der die Informationen falsch an Medien weitergegeben habe, ungewöhnlich scharf als »Dummkopf«. Agenturen/nd

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