Und schon ist man runter

Kurt Stenger glaubt nicht, dass die Steueroasenliste der EU Folgen hat

Im Mittelalter war der Pranger eine wahrlich furchteinflößende Einrichtung, bei der das Zurschaustellen eng mit Folter, körperlichen Qualen und Lynchjustiz verbunden war. Die Mitmenschen machten nach der öffentlichen Präsentation eine großen Bogen um den Delinquenten. In der zivilisierten Moderne sollen sogenannte Schwarze Listen eine derartige Prangerwirkung entfalten. Auch die EU-Finanzminister greifen zu diesem Mittel, wenn es darum geht, Steueroasen unter Druck zu setzen.

Allerdings wird diese Rechnung nicht aufgehen. In manchen Kreisen dürfte das Interesse wohl steigen, Geldanlagen in den genannten Staaten und Gebieten zwischen der Karibik, Ostasien und der Südsee zu prüfen. Weder werden Finanztransfers dorthin belangt, noch sind irgendwelche Sanktionen geplant, um die Regierungen und Behörden dort von ihrem skandalösen Treiben abzubringen.

Das Hauptproblem der Schwarzen Liste ist aber, dass die Auswahl reichlich willkürlich anmutet und nur die wenigsten Steueroasen sich auf ihr wiederfinden. Es reicht schon, ein bisschen guten Willen zu zeigen oder selbst zur EU zu gehören, und schon ist man runter. Da die meisten Regierungen Steuerdumping nicht verwerflich finden, passt ihnen ein echter Pranger ohnehin nicht in den Kram.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal