Ahtisaaris Empfehlung

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.
In Kosovo lebten fast nur noch Albaner. Ohne diesen Nachsatz kam jüngst kaum mehr eine deutsche Agenturmeldung über die europäische Sorgenprovinz aus. Was anderes sollte man daraus schließen als die Aufforderung: "Dann gebt ihnen doch endlich ihre Unabhängigkeit!" Kein Wort darüber, wie dieser Zustand hergestellt wurde. Nur der ehemalige OSZE-Minderheitenbeauftragte für Kosovo, Stephan Müller, erinnerte daran, dass während sieben Jahren UN-Verwaltung mehr Minderheitenangehörige Kosovo verlassen haben, als Vertriebene zurückgekehrt sind. »Und warum und wie soll das in einem unabhängigen Kosovo besser werden?«, fragte er. »Sondervermittler« Martti Ahtisaari bleibt die Antwort schuldig und schlägt dem UN-Sicherheitsrat vor, Kosovo eine überwachte Unabhängigkeit zu gewähren, womit erstmals seit 1945 europäische Staatsgrenzen letztlich mit NATO-Gewalt verändert würden. Gegen internationales Recht, gegen Serbiens Protest und - vorerst - gegen Moskaus Einwand. Nur letzteres scheint in Brüssel und Washington noch als Problem zu gelten. Die Kosovo-Frage werde »sehr offen« mit Russland besprochen, verlautet aus dem USA-Außenamt. Gibt Moskau nach und nickt ab, was es bis jetzt mit Recht als gefährlichen Präzedenzfall bezeichnet? Oder nimmt der Westen ein russisches Veto hin und anerkennt sein »unabhängiges« Protektorat? Die soziale Misere der meisten Kosovaren - egal welc...

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