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Julie Delpy sieht sich in Hollywood diskriminiert

Regisseurin und Schauspielerin wurde vorgeworfen zu emotional und daher nicht vertrauenswürdig zu sein / Künstlerin für »Europäischen Beitrag zum Weltkino« gewürdigt

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 2 Min.

Die französisch-US-amerikanische Regisseurin und Schauspielerin Julie Delpy muss neue Investoren für die Finanzierung ihres Filmprojekts »My Zoe« finden. Interessenten haben sich laut Delpy zurückgezogen, nachdem ein Anwalt der 47-Jährigen in einem Meeting ins Gesicht gesagt habe, sie sei zu emotional und daher nicht vertrauenswürdig. »Das ist rassistisch und sexistisch«, empörte sich Delpy im Gespräch mit »nd«.

Frauen würden in Hollywood als unberechenbar dargestellt. Es heiße pauschal, sie könnten nicht mit Geld umgehen und überzögen die Drehzeit, sagte Delpy am Freitag in einem Gespräch vor der Verleihung der Europäischen Filmpreise in Berlin. Die Darstellerin (»Before Sunrise«, »Before Sunset«) und Regisseurin (»2 Tage Paris«, »Familientreffen mit Hindernissen«, »Lolo – Drei ist einer zu viel«) wurde am Samstag für ihren »Europäischen Beitrag zum Weltkino« gewürdigt.

Für Delpy ist »My Zoe« der sechste Film. Erstmals will die Komödienspezialistin ein Drama inszenieren. Das Drehbuch hat sie selbst geschrieben. »Die erste Inspiration stammt von Krzysztof Kieślowski, die Idee ließ mich jahrelang nicht los. Nach der Geburt meines Sohnes und des Todes meiner Mutter an, die zeitlich nur drei Wochen auseinander lagen, nahm das Buch Gestalt an.«

In der kommenden Woche wollte Delpy in Berlin mit den Vorbereitungen beginnen. Richard Armitage und sie selbst sollen in »My Zoe« ein Ex-Paar spielen, das sich das Sorgerecht für Tochter Zoe teilt. Nach einer unerwarteten Tragödie nimmt die Mutter das Schicksal des Kindes in die eigenen Hände. Gemma Arterton und Daniel Brühl hatten für Nebenrollen zugesagt.

Brühl ist zudem mit seiner Firma Amusement Park Films einer der Produzenten des britisch-amerikanischen Projekts. Durch die plötzliche Absage aus den USA fehlten 20 Prozent des Budgets, die Delpy nun mühsam zusammenkratzen muss.

»Solange sich solche Vorurteile halten, wird sich an der Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen nichts ändern«, so Delpy. Nur vier Prozent der US-amerikanischen Filme werden von Frauen inszeniert, obwohl 50 Prozent der Regieabsolventinnen Frauen sind. »Wo sind all diese Talente hin? Ihre Karrieren werden von Männern zerstört, oft kleinen Lichtern, die ihre Macht missbrauchen. Solange sich die rassistischen Vorurteile gegenüber Frauen halten, ändert sich nichts an der Situation für Regisseurinnen in den USA.« In Europa dagegen habe sich die Lage in den letzten beiden Jahrzehnten verbessert, so Delpy. Sie hofft, dass ihr der Europäische Filmpreis die Finanzierung künftiger Filme erleichtern wird.

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