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Zuhause von rechtem Chefredakteur geoutet

Protest vor dem Wohnhaus von Jürgen Elsässer, das auch die Redaktion des «Compact»-Magazins beherbergen soll

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Jürgen Elsässer und Compact: Zuhause von rechtem Chefredakteur geoutet

Mit einem großen Pfeil haben Antifaschisten am Wochenende das mutmaßliche Haus des rechten Publizisten Jürgen Elsässer in Falkensee bekannt gemacht. Zum Outing zogen 50 Aktivisten vor ein Haus im Wohnviertel Waldheim. Bei der Aktion flogen auch Dutzende Papierflieger in den Garten eines Einfamilienhauses.

Rechte Ideen würden sich nicht «zufällig» verbreiten, das «Compact»-Magazin sei Kern eines «nationalistischen Online-Sumpfes», der ideologisch das vorbereite, was später in Wahlerfolgen der AfD oder Hunderten rechten Übergriffen und Anschlägen «seinen Ausdruck» finde, heißt es in einem Leftvision-Video zur Aktion.

Das 2013 gegründete «Magazin für Souveränität» hat eine monatliche Druckauflage von 80 000 Exemplaren, präsentiert sich als Sprachrohr der AfD, berichtet viel über die Identitäre Bewegung und hat immer wieder Querfront-Bestrebungen «jenseits von rechts und links» unterstützt. Im Impressum wird eine Adresse im brandenburgischen Werder/Havel angegeben. Doch dort befindet sich nach Recherchen der Antifa nur der Verlagssitz. Das Haus in Falkensee sei Redaktionssitz und Wohnort des rechten Journalisten Jürgen Elsässer zugleich, erklärt Bündnissprecher Max Gutsch gegenüber «nd».

Schon vor einem Monat hatte die Initiative Anwohner mit Flugblättern auf ihren neuen Nachbarn aufmerksam gemacht. «Compact» und sein Chefredakteur haben demnach in den vergangenen Jahren «eine Radikalisierung durchgemacht, die bis zur Freilassungsforderung für NSU-Terroristin Beate Zschäpe reicht». Als Reaktion auf die Flugblätter habe es Schreiben von Anwohnern gegeben, die gefragt haben, wie sie sich engagieren könnten, so Gutsch. Auch am Sonntag schlossen sich laut «Stop Compact» Anwohner dem Protest an.

Es gebe Austausch vor Ort, was man tun könne. Elsässer selbst ließ eine «nd-Anfrage bis Montagnachmittag unbeantwortet. In einem Blog-Beitrag sprach der rechte Publizist von »lichtscheuem Gesindel«. Elsässer hob auch auf einen »beängstigenden« Zufall ab – den ARD Tatort am Sonntagabend über den Umgang mit rechten Parteien – und sprach von »Mordhetze«. Er werde sich nicht »einschüchtern« oder »vertreiben« lassen.

»Stop Compact« zufolge zog die Redaktion des Magazins im April 2016 nach Falkensee. Am ehemaligen Standort in Leipzig hatte es immer wieder Proteste gegeben. Erst Ende November demonstrierten außerdem Hunderte vor dem »Leipziger Eventpalast« gegen die jährliche Konferenz des Magazins. Die Aktivisten von »Stop Compact« hoffen auf ähnliche Proteste in Falkensee. Das rechte Magazin solle nicht länger im Verborgenen arbeiten dürfen.

»Der Weg ist nun frei für weitere Proteste und Aktionen«, schließt das Video von Leftvision. Die Aktivisten von »Stop Compact« zählen nun auf den Widerstand der Anwohner gegen die neuen Nachbarn. »Wir haben versucht, Mut zu machen und haben einen Austausch begonnen«, sagt Gutsch.

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