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Der Wald hat sich gut gehalten

Brandenburgs Forsten sind trotz der Sturmschäden im Herbst insgesamt in guter Verfassung

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

Ausflügler und Wanderer, die in den vergangenen Wochen in den waldreichen Gegenden in der Prignitz, im Havelland oder auch rund um Berlin unterwegs waren, bot sich bisweilen ein schockierendes Bild: in großer Zahl umgestürzte oder abgebrochene Bäume - viele von ihnen kerngesund - liegen kreuz und quer, vielerorts sind gerade einmal die wichtigsten Wege vom Bruchholz freigeräumt worden. Im Oktober hatten die Stürme «Xavier» und «Herwart» ganze Schneisen der Verwüstung in den Baumbeständen hinterlassen. Sicher, die märkischen Wälder haben bisweilen schwer gelitten. Doch dieser erste Eindruck scheint zu täuschen.

Nach Einschätzung von Brandenburgs Forstminister Jörg Vogelsänger (SPD) zeigen sich die Wälder am Ende dieses Jahres «überwiegend vital». Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Waldzustandsbericht, den Vogelsänger am Mittwoch in Potsdam vorgestellt hat. Er wurde gemeinsam mit dem Landesbetrieb Forst sowie dem Landeskompetenzzentrum Forst Eberwalde (LFE) erarbeitet.

«Wir beobachten den Wald seit Jahren sehr akribisch. Bereits seit 1986 erscheint auch hierzulande ein jährlicher Waldzustandsbericht, so der Minister. Seit Beginn der 1990er Jahre sei dabei eine enorme Verbesserung erreicht worden. Heute gelte: »Brandenburgs Wald ist nicht in seiner Existenz bedroht, es besteht kein Anlass zu unmittelbarer Sorge.«

»Wie die Ergebnisse der diesjährigen Waldzustandserhebung zeigen, geht es den Bäumen insgesamt gut«, erklärte Vogelsänger. »Vor allem die überdurchschnittlichen Niederschläge in diesem Jahr haben dazu beigetragen. Trotzdem kann man für den Wald weiterhin keine Entwarnung geben.« Infolge des Klimaveränderungen würden immer häufiger Pilze auftreten, die Schäden in den Baumbeständen verursachen. Auch Witterungsextreme - wie etwa die beiden im Oktober in kurzer Folge hereingebrochenen Herbststürme »Xavier« und »Herwart« - würden in Zukunft »wahrscheinlich häufiger auftreten«.

Rund zwei Monate nach »Hervart«, dem vor allem zahlreiche durch »Xavier« bereits vorgeschädigte Bäume zum Opfer fielen, seien insgesamt vielleicht 15 Prozent der abgebrochenen und umgestürzten Bäume weggeräumt und die meisten Wege wieder frei, sagte Carsten Leßner, Referatsleiter »Wald- und Forstwirtschaft« im Forstministerium. Alles könne jedoch nicht entfernt werden. »Waldbesucher müssen ihre Augen schon auch mal nach oben richten.« Denn noch immer müsse man mit herabfallenden Äste rechnen.

Dem Zustandsbericht zufolge weisen derzeit nur neun Prozent der Waldfläche des Landes deutliche Schäden auf, 46 Prozent seien ohne Schäden. Damit gebe es gegenüber dem Vorjahresbericht keine gravierenden Veränderungen.

Generell reagierten die einzelnen Baumarten allerdings in unterschiedlichem Maße auf die klimatischen Verhältnisse, erläuterte Reinhard Kallweit vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde. Die Kronen der Gemeinen Kiefer - sie wächst auf mehr als 70 Prozent der Waldfläche - hat sich weiter verbessert. Der Anteil ohne Schäden ist um drei Prozentpunkte gestiegen. Nur fünf Prozent weisen deutliche Schäden auf.

Auch der Buche, die nur auf drei Prozent der Fläche wächst, geht es besser. 61 Prozent der Bäume sind schadensfrei, fünf Prozent mehr als 2016. Dagegen hat sich der Zustand der Eiche, die zwölf Prozent der Bestände ausmacht und sich zuletzt regeneriert hatte, wieder leicht verschlechtert. Jede fünfte Eiche zeigt deutliche Schäden, jede Dritte ist frei davon - ein Minus von fünf Prozent.

Vogelsänger verwies auf Änderungen des Witterungsverlaufs, die tendenziell steigenden Temperaturen und Niederschlagshöhen auf die Vitalität der Bäume. Auch die in diesem Zusammenhang registrierte Einschleppung von Schaderregern sorge für neue Probleme. So habe man zur Bekämpfung von Kieferbuschhornblattwespe und Eichenprozessionsspinner Millionenbeträge aufbringen müssen. Der Minister würdigte die enge Kooperation zwischen Forstverwaltung und Pflanzenschutzdienst.

Generell hat sich in den letzten 40 Jahren der Artenspektrum infolge des Klimawandels stark verändert, erklärte LFE-Fachbereichsleiter Paul Heydeck. Neue Gefahren brächten Pilze mit sich, die sich nun nach Norden ausbreiteten. So sei 2015 erstmals die durch einen Pilz verursachte »Dothistroma-Nadelbräune«, an exotischen Kiefern im Forstbotanischen Garten in Eberswalde festgestellt worden. 2017 seien auch Bestände der Schwarzkiefer, eine europäische Art, in der Lausitz befallen worden. Die märkische Kiefer sei bisher durch den Pilz noch nicht geschädigt worden. Im Zweifel helfe nur eine Auflockerung der Bestände, die Durchmischung mit anderen Arten und die sorgsame Verbrennung von infiziertem Material.

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