Peking macht Druck auf Autohersteller

553 extreme Spritfressermodelle dürfen in China nicht mehr produziert werden

  • Finn Mayer-Kuckuk, Peking
  • Lesedauer: 3 Min.

Die chinesische Regierung erhöht den Druck auf die Autohersteller, zur Luftreinhaltung beizutragen. Seit Jahresbeginn ist die Herstellung von 553 Modellen verboten, die neue Vorgaben für niedrigen Spritverbrauch nicht erfüllen. Das teilte das Amt für Fahrzeugtechnik in Peking mit. Die Maßnahme gehöre zu einem Langfristplan, der die Emissionen deutlich verringern soll, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Am Ende dieses Prozesses stehe in China die Abkehr vom Verbrennungsmotor.

In der Verlautbarung werden unter anderem Typbezeichnungen der Volkswagen-Tochter Audi und von Daimler genannt. Die Hersteller sehen die Regelung jedoch gelassen: »Alle derzeit in China in Produktion befindlichen Modelle erfüllen die Vorschriften«, erklärte ein VW-Sprecher. Die Mitteilung beziehe sich vermutlich auf ältere Modelle, die früher einmal in China auf dem Markt waren. Der Vorgang, Autos aus dem Verkehr zu ziehen, die neueren Normen nicht entsprächen, sei auch international nichts Ungewöhnliches.

Die strengeren Verbrauchsvorgaben sind bereits seit September im Gespräch. Sie betreffen in der Praxis vor allem Anbieter, deren Technik sich nicht auf aktuellem Stand befindet. Auf dem chinesischen Markt sind Tausende von Automodellen und deren Varianten erhältlich. Die Liste der 553 verbotenen Typen umfasse nur »einen winzigen Prozentsatz« der Autos, die sich in aktueller Produktion befinden, sagte ein Vertreter des Personenwagenverbands.

Mit dem Verbrauch soll vor allem der Abgasausstoß sinken. Die Regierung steht unter Druck, den Stadtbewohnern wieder bessere Luft zu bieten. Dabei gibt es erste Erfolge: In Peking ist die Zahl der Tage mit starker Luftverschmutzung von 58 im Jahr 2013 auf 23 Tage 2017 zurückgegangen. Fortschritte vermeldete die Umweltbehörde bei Feinstaub, Schwefel- und Stickstoffdioxid. Dazu habe neben der Ausmusterung kohlebetriebener Heizkessel und der Modernisierung von Industrieanlagen auch das Ausrangieren von Fahrzeugen mit besonders hohem Schadstoffausstoß beigetragen. Erst Anfang Dezember bekräftigte Präsident Xi Jinping die beschlossene Trendwende hin zu einer effektiven Umweltpolitik.

Die Autoindustrie müsse sich auf weitere Verschärfungen der Vorschriften gefasst machen, sagte Analyst Wang Liu-sheng vom Wertpapierhaus China Merchants Securities der Nachrichtenagentur Bloomberg. So werde die Regierung in Zukunft weitere Listen mit unerwünschten Modellen veröffentlichen.

Während Peking den Bau von besonders spritdurstigen Modellen verbietet, steigen gleichzeitig die Anreize für den Kauf verbrauchsarmer und sauberer Autos. Auch in den kommenden drei Jahren gebe es Steuererleichterungen beim Kauf von Hybrid- und Elektroautos, berichtete Xinhua. Zuvor war ein Abschmelzen dieser Subventionen im Gespräch. Auf Druck der Autoindustrie bleiben die Vorteile nun erhalten.

Die Folgen sind spürbar: In Großstädten wie Peking ist es fast unmöglich, einen reinen Benziner als Erstkäufer neu anzumelden. Elektroautos von Anbietern wie BYD oder Tesla sind daher schwer gefragt und bereits häufig zu sehen. Bis 2025 soll ein Fünftel aller verkauften Fahrzeuge an der Steckdose aufladbar sein. »Die Regierung arbeitet an einem Zeitplan für den Ausstieg aus Produktion und Absatz von benzingetriebenen Autos«, sagte Xin Guobin, Vizeminister für Industrie, bereits im Sommer 2017.

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