»Ich war schon immer eher Einzelkämpferin«

Die italienische Biathletin Dorothea Wierer im Interview über Krankheiten und Trainingsbedingungen

Platz zwei in der Verfolgung von Oberhof. Was mögen Sie an der Strecke?

Gar nichts! (lacht) Im Ernst, das Wetter könnte besser sein. Aber ich habe gute Erinnerungen an meine Rennen. Das hilft, sich zu motivieren, selbst wenn es regnet.

Dorothea Wierer
Dorothea Wierer ist Italiens beste Biathletin. In Oberhof holte die 27-jährige Südtirolerin mit Platz zwei ihr bestes Saisonresultat. Dabei hatte sie zuvor, wie sie Oliver Kern erzählte, mit mehreren Krankheiten zu kämpfen. Ohnehin sind die Trainingsbedingungen weitaus schwieriger als beim Deutschen Skiverband. Trotzdem sieht sie ihr Team auf einem guten Weg.

Dabei waren Sie über Weihnachten noch krank.

Nicht nur das. Seit Oktober war ich fünf Mal krank! Ich hatte zwei Mal was mit dem Magen, dazu Kehlkopfentzündung, Halsentzündung und Infekte. Ich war im Dezember beim Weltcup in Frankreich nicht fit, bin trotzdem gelaufen und habe dann über die Feiertage einen Rückschlag erlitten. Da konnte ich wieder eine Woche nicht trainieren.

Und trotzdem jetzt so gute Resultate. Sind Sie selbst überrascht?

Ja natürlich. Den zweiten Platz habe ich aber vor allem meinem guten Schießen zu verdanken. Ich laufe zwar auch wieder schneller, aber wenn ich ohne Schießfehler bleibe, bin ich fast immer vorn mit dabei. Ich hoffe, dass es nächste Woche in Ruhpolding und danach zu Hause in Antholz noch besser läuft.

Vor ein paar Jahren war Ihre ganze Mannschaft für vordere Plätze gut. Jetzt fast nur noch Sie. Da ist in der Staffel kaum etwas zu holen. Frustriert Sie das?

Nein, die anderen hatten nie so viele Topplatzierungen wie ich, daher war ich schon immer eher Einzelkämpferin. Wir sind aber mannschaftlich gewachsen. Lisa Vittozzi ist jung und kann schon aufs Podest laufen. Das macht zuversichtlich.

Wird Biathlon im italienischen Fernsehen übertragen?

Nur im Pay-TV. RAI ist nur in Antholz dabei - wenn es gut läuft.

Also war ihr Podiumsplatz doppelt wichtig?

Na warten wir erst mal ab, wie sich die Programmchefs entscheiden.

Das hat doch auch Auswirkungen auf Sponsoreneinnahmen!

Unser Verband hat nicht so viel Geld wie der deutsche. Im Trainingslager schlafen wir nicht in Hotels, sondern in Privatwohnungen. Und unser Koch kommt kostenlos mit. Der macht das, weil er ein Fan ist. Aber es gibt sicher Länder, denen es noch schlechter geht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal