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Mit Klagen gegen den Klimawandel

Mehrere US-Städte fordern per Gericht Geld von Ölkonzernen für deren umweltfeindliche Geschäftspolitik

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Stadt New York zieht 5,5 Milliarden Dollar (4,19 Milliarden Euro) aus seinen Pensionsfonds an Investitionen in fossile Energien zurück. Gepaart ist dieses Abrücken von den alten Energieträgern zudem mit einer Klage gegen Firmen der Petrochemie. Die hätten mit ihrer Produktion zum Klimawandel beigetragen, argumentieren die Anwälte der Millionenstadt.

»Wir tragen den Kampf gegen den Klimawandel direkt zu den Firmen der fossilen Energien, die von deren Auswirkungen wussten, aber absichtlich die Öffentlichkeit irregeführt haben, um ihre Profite zu schützen«, sagte der Bürgermeister von New York City, der Demokrat Bill de Blasio. »Während der Klimawandel schlimmer wird, ist es Sache der Fossilfirmen, deren Gier uns in diese Lage gebracht hat, die Kosten zu übernehmen, um New York sicherer und anpassungsfähiger zu machen.« Die Klage richtete sich gegen die international agierenden Ölkonzerne BP, Chevron, ConocoPhillips, Exxon Mobil und Royal Dutch Shell.

In der Klage zitiert die Stadt jüngste Forschungen des unabhängigen Experten Richard Heede. Der in Norwegen geborene und in San Francisco arbeitende Klimaforscher sagt, dass 90 Energie- und andere Konzerne verantwortlich für den größten Teil des Klimawandels seien. Mehr als die Hälfte der Umweltbelastung sei seit dem Jahr 1988 entstanden. Die Klageschrift stützt sich auch auf die jüngsten Forschungen des Internetportals InsideClimate News, laut denen der US-Konzern Exxon Mobile bereits 1977 wusste, dass der Schadstoffausstoß zum Klimawandel führe, diese Erkenntnisse aber der Öffentlichkeit verheimlicht habe.

Weiter wird in der Klage geltend gemacht, dass New York City zu jenden Metropolen an Küsten gehöre, die einem potenziell zerstörerischen Ansteigen des Meeresspiegels ausgesetzt seien. Das könnte den Standort als Finanzzentrum der Welt beeinträchtigen. Die Klimaveränderung hat New York wiederholt getroffen. So setzte 2012 der Hurrikan Sandy U-Bahn-Linien unter Wasser und zerstörte Wohngebiete an den Küsten. Die Reparaturarbeiten dauern zum Teil noch an.

Die Stadt hat jetzt ein Schutzprogramm mit einem Volumen von 20 Milliarden Dollar aufgelegt, bei dem Küstenschutz, Abwassersysteme und die ufernahe Bebauung verbessert werden, um mit steigendem Meeresspiegel, stärkeren Stürmen und Hitzewellen fertig zu werden. »Seit 1900 ist der Meeresspiegel um rund einen Fuß (0,3 Meter) angestiegen, wobei viel davon auf den Klimawandel zurückgeht, die stärksten Stürme werden häufiger und Überflutungen werden häufiger und schlimmer«, erklärte die Stadt.

Chevron, Exxon Mobil und Shell gaben nun Erklärungen heraus, in denen der Gang zu den Gerichten als der falsche Weg zum Umgang mit dem Klimawandel bezeichnet wurde. »Die Reduzierung der Treibhausgase ist eine globale Frage und erfordert globale Aktionen«, sagte Exxon Mobil-Sprecher Scott Silvestri. »Gerichtsprozesse dieser Art - eingebracht von Anwälten gegen eine Industrie, deren Produkte Grundlage für unsere Wirtschaft und unser häusliches Leben sind - sind dazu nicht geeignet.«

Die Branche fürchtet um ihre Einnahmen, denn New York ist nicht die einzige Institution, die sich aus Investitionen ins Ölgeschäft zurückzieht. Regierungen, Universitäten, Stiftungen und andere Einrichtungen rund um die Welt haben angekündigt, 5,5 Billionen Dollar aus Investitionen in diesem Bereich zurückzuziehen, erklärte die internationale Kampagne DivestInvest. Das solle schrittweise geschehen, um die Börsenwerte nicht zu rasch abstürzen zu lassen. Zu den »Aussteigern« gehören demnach Berlin und Washington D.C., Versicherer wie Swiss Re, Axa und Allianz, die britische Universität Oxford und die Stanford University in Kalifornien. Auch der Gouverneur des Staates New York, Andrew Cuomo, hat Schritte angekündigt. Neben New York haben zudem San Francisco und Oakland ähnliche Klagen gegen die Ölindustrie eingereicht.

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