Oxfam: Ungleichheit in der Welt nimmt zu

Laut Studie des Hilfswerks besitzen 42 Milliardäre so viel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung / Deutschland hat zweithöchste Ungleichheitsquote in der Eurozone

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Berlin. Kurz vor dem Start des Weltwirtschaftsforums in Davos hat die Entwicklungsorganisation Oxfam vor wachsender sozialer Ungleichheit in der Welt gewarnt. Demnach besitzen aktuell 42 Milliardäre so viel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, teilte Oxfam in Berlin mit Verweis auf eine neue Studie mit, die an diesem Montag veröffentlicht wurde. Das Hilfswerk beruft sich dabei auf Daten zur globalen Vermögensverteilung der Schweizer Großbank Credit Suisse sowie des Wirtschaftsmagazins »Forbes« für 2017.

Demnach habe das Vermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung noch vor einem Jahr dem der reichsten 61 Personen entsprochen. Der Trend zur wachsenden Vermögenskonzentration auf wenige Milliardäre verschärfe sich damit drastisch, sagte die Oxfam-Expertin für soziale Ungleichheit, Ellen Ehmke. Zugleich korrigierte die Hilfsorganisation ihre Zahlen von 2016, wonach weltweit acht Milliardäre soviel Vermögen hätten wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. In die neuesten Daten seien bereinigte Bevölkerungsstatistiken der UN sowie neue Zahlen aus Russland, China und Indien eingeflossen, hieß es.

Laut dem Oxfam-Bericht haben die 3,7 Milliarden Menschen, die die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, überhaupt nicht vom Vermögenswachstum im vergangenen Jahr profitiert. Der Graben zwischen Reich und Arm vertiefe sich weiter. Als Ursache dafür sieht die Hilfsorganisation vor allem, dass »Konzerne und Superreiche« ihre Gewinne erhöhen, »indem sie Löhne drücken und Steuern vermeiden - auf Kosten normaler Arbeiter und Angestellter sowie des Allgemeinwohls«. So drücke das reichste Prozent der Bevölkerung sich durch Tricks um Steuerzahlungen von etwa 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr, erklärte Oxfam. Entwicklungsländern würden mindestens 170 Milliarden Dollar an Steuereinahmen pro Jahr entgehen. Das sei mehr als die gesamte weltweite Entwicklungshilfe (145 Milliarden Dollar).

Laut Oxfam hat Deutschland die zweithöchste soziale Ungleichheit in der Eurozone nach Litauen. Das Vermögen des reichsten Prozents der deutschen Bevölkerung sei im vergangenen Jahr um 22 Prozent, das der ärmeren Hälfte nur um drei Prozent gewachsen. Ein großes Problem seien fehlende flächendeckende Bildung und Gesundheitsversorgung, heißt es weiter. Die Bundesrepublik sei trotz brummender Konjunktur ein »Ungleichland«, erklärte Ehmke. Die reichsten 40 Personen verfügten über das gleiche Vermögen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Ein Arbeiter müsse im Schnitt 157 Jahre arbeiten, um das Jahreseinkommen eines DAX-Chefs zu erzielen.

Das am Dienstag beginnende Weltwirtschaftsforum will sich angesichts der Krisen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bei seiner Tagung als Motor für Zusammenarbeit anbieten. Oxfam rief die Teilnehmer auf, gegen die Steuervermeidung von Konzernen und Einzelnen vorzugehen, faire Einkommen für Männer und Frauen durchzusetzen sowie in Bildung und Gesundheit für alle zu investieren. Agenturen/nd

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